Das bekannte Sozialunternehmen Africa GreenTec (AGT), das sauberen Solarstrom in afrikanische Dörfer bringen will, steckt bedauerlicherweise in finanziellen Schwierigkeiten.

Das Ziel des Unternehmens: Mit sogenannten „Solartainern“ – mobilen Solarkraftwerken – ganze Dörfer in der Sahelzone mit Ökostrom versorgen. Diese Greentech-Idee galt als Leuchtturmprojekt für nachhaltige Entwicklung und wurde vielfach ausgezeichnet.

Doch aktuelle Recherchen des WDR zeigen: Africa GreenTec könnte vor einer möglichen Insolvenz stehen. Investoren springen ab, der Aufsichtsrat tritt geschlossen zurück, und das Unternehmen bittet private Geldgeber erneut um Kapital.

Was ist Africa GreenTec?

Gegründet 2015 von Torsten Schreiber in Hainburg bei Frankfurt, sammelte Africa GreenTec Millionen ein – unter anderem über Crowdfunding, private Anleger, Banken, öffentliche Gelder und staatliche Entwicklungsfonds wie die DEG – Deutsche Investitions- und Entwicklungsgesellschaft. Besonders im Bereich Greentech und ClimateTech wurde AGT als innovatives Vorzeigeunternehmen gefeiert.

Africa Greentec Highlights:

Installation erster Solartainer in Mali ab 2015 Preise wie der „Public Value Award“ und Finalist beim Deutschen Nachhaltigkeitspreis Kontakte bis in höchste politische Kreise, etwa mit Kanzler Olaf Scholz

Rückzug und Finanzkrise: Was ist passiert?

Die Wende kam offenbar schneller als gedacht. Interne Schreiben zeigen: Der Aufsichtsrat tritt laut Tagesschau geschlossen zurück.

Ein potenzieller „Rettungs-Investor“ zieht sein Angebot zurück und ein Insolvenzantrag soll vorbereitet worden sein.

Die einst teuren Wertpapiere sind fast wertlos geworden Rückzahlungen und Zinsen auf ausgegebene Anleihen wurden gestundet oder verschoben.

Viele Anleger und Investoren stehen nun vor Verlusten. Der Greentech-Vorreiter selbst spricht von einer „wirtschaftlich herausfordernden Lage“ und versucht, im Hintergrund mit weiteren Geldgebern eine Lösung zu finden.

Kritik am Geschäftsmodell

Das Prinzip des Unternehmens lautete: Über den Stromverkauf in afrikanischen Dörfern sollten die Investitionen refinanziert und Gewinne erwirtschaftet werden.

Doch einige Fachleute und Anleger haben schon länger Zweifel geäußert, ob dieses Modell auf Dauer tragfähig ist. Die Margen sind gering, die Infrastruktur in der Region schwierig, und die laufenden Kosten oft höher als gedacht.

Gleichzeitig gab es in den letzten Jahren interne Umstrukturierungen: Gründer Torsten Schreiber zog sich Ende 2023 aus dem Vorstand zurück, ist aber weiterhin Mehrheitseigner.

Fragen zur Führung und Strategie des Unternehmens blieben zuletzt unbeantwortet.

Fazit: Guter Ansatz, aber schlechte Umsetzung?

Africa GreenTec bleibt ein gutes Beispiel für das Potenzial von Greentech und ClimateTech im globalen Süden. Doch der Fall zeigt auch, wie riskant solche Visionen sein können, wenn wirtschaftliche Realität, Kommunikation und Transparenz nicht mithalten.

Gerade Unternehmen mit großem Impact-Versprechen stehen in der Pflicht, professionell und offen zu agieren – besonders wenn sie öffentliche Mittel und Kleinanlegergeld einsetzen.


Links & Quellen

https://www.tagesschau.de/investigativ/wdr/solarzellen-hersteller-africa-green-tec-finanzierung-100.html

Africa GreenTec DEG – Deutsche Investitions- und Entwicklungsgesellschaft Deutscher Nachhaltigkeitspreis

https://mailchi.mp/africagreentec/statusbericht-agt-gruppe-mai-2025?e=ddb13a9782