Mercedes-Benz investiert einen hohen dreistelligen Millionenbetrag in den Bau einer neuen Lackieranlage am Standort Sindelfingen.
Der sogenannte „Next Generation Paintshop“ soll ab 2028 in Betrieb gehen und mit deutlich weniger Energie auskommen. Doch wie groß ist der tatsächliche Beitrag zur Nachhaltigkeit?

Neue Technik – weniger Energieverbrauch
Die geplante Halle wird rund 170.000 Quadratmeter groß und auf einer Fläche von etwa 60.000 Quadratmetern errichtet. Ziel des Projekts ist es, durch moderne Technik und ein neues Gebäudekonzept den Energieverbrauch im Lackierprozess um etwa 50 Prozent zu senken.
Außerdem soll die Anlage ohne fossile Brennstoffe betrieben werden. Stattdessen ist eine Versorgung mit Grünstrom vorgesehen.
Damit folgt Mercedes-Benz seiner eigenen Klimastrategie und will die Produktion langfristig klimafreundlicher gestalten.
Nachhaltigkeit mit Einschränkungen
Die Maßnahme ist ein Schritt in Richtung ressourcenschonender Produktion. Lackierprozesse zählen traditionell zu den energieintensivsten Bereichen in der Automobilfertigung.
Eine Halbierung des Energieverbrauchs in diesem Bereich kann also durchaus relevant sein – allerdings ist die tatsächliche Wirkung auf die Gesamtemissionen des Unternehmens begrenzt, solange Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor produziert werden und Rohstoffe global transportiert werden müssen.
Auch bleibt offen, ob der eingesetzte Grünstrom vollständig aus zusätzlichen, erneuerbaren Quellen stammt oder lediglich als Herkunftsnachweis zugekauft wird.
Kooperation mit Dürr Systems AG
Die technische Umsetzung erfolgt in Zusammenarbeit mit der Dürr Systems AG, einem Anbieter von Produktions- und Lackiertechnik. Die Kooperation ist Teil einer langfristigen Strategie von Mercedes-Benz, Produktionsprozesse effizienter und umweltfreundlicher zu gestalten.
Industriepolitik und Standortbindung
Die Investition wird auch als Bekenntnis zum Industriestandort Deutschland verstanden. Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut lobte die Entscheidung in einer Rede vor Ort. Das Werk in Sindelfingen, das seit 110 Jahren besteht, soll so für kommende Fahrzeuggenerationen fit gemacht werden.
Mehr zur Wirtschaftsministerin auf der Website des Wirtschaftsministeriums Baden-Württemberg.
Kleiner Fortschritt – aber kein Durchbruch
Die neue Lackieranlage ist ein sinnvoller technischer Schritt hin zu einer effizienteren Produktion. Ihr positiver Beitrag zur Nachhaltigkeit ist vor allem auf Prozessebene sichtbar – globale Lieferketten, Fahrzeugnutzung und Ressourcenverbrauch bleiben weiterhin zentrale Hebel, wenn es um echten ökologischen Impact geht.
Mercedes-Benz geht mit dem Projekt in eine richtige Richtung, doch für eine nachhaltige Transformation der Automobilbranche braucht es deutlich mehr als effiziente Gebäude und Grünstrom.