Ob für den Transport schwerer Wasserkanister, schwangerer Frauen oder als Taxi – die Einsatzbereiche für E-Bikes in Afrika sind vielfältig. Daher hat das gemeinnützige Institut Eurist hier einen genaueren Blick darauf geworfen und mit dem AfricroozE ein E-Bike für die regionalen Gegebenheiten entwickelt.

Hamburger Institut Eurist sieht vielfältige Einsatzbereiche für E-Bikes in Afrika

Die Strecken sind lang, die Wege holprig. Schwangere Frauen werden auf Mopeds zu gesundheitlichen Einrichtungen gefahren. Ob sie die Fahrt überleben, ist Glückssache. Krankentransporte sind nur einer von vielen Bereichen, bei denen das „European Institute for Sustainable Transport“, kurz Eurist, mit Sitz in Hamburg, eine mögliche Anwendung von E-Bikes sah.

In einem Pilotprojekt von 2017 bis 2019 setzten sie ihre Idee gemeinsam mit einigen Partner*innen um, um erst einmal zu testen, wie der Einsatz von E-Bikes in afrikanischen Ländern funktionieren könnte.

Eurist Christof Hertel @ Greentech LIVE Konferenz & Expo
Eurist Christof Hertel @ Greentech LIVE Konferenz & Expo

Entwicklung eines an lokale Gegebenheiten angepassten E-Bikes namens AfricroozE

Das Projekt zeigte sich als erfolgreich. Die E-Bikes ermöglichten es, längere Strecken zurückzulegen und führten zu mehr Flexibilität, alles unter ausschließlichem Einsatz von Solarenergie. Aber es gab ein Problem. Die Fahrräder waren nicht an die lokalen Verhältnisse angepasst.

Es war also klar: etwas Neues muss her. Daraus entstand schließlich das AfricroozE, ein neues E-Bike Design.

Das African E-Bike weist sich durch ein muskulöses Aussehen mit leichten und robusten Komponenten aus. Mit einer Höchstgeschwindigkeit von 30 km/h und einer Reichweite von ca. 50 Kilometern soll es den ganzen Tag betrieben werden können.

Zudem wichtig ist laut Christof Hertel, der in der Greentech.Live Konferenz vom Oktober 2022 über das Projekt sprach, dass die E-Bikes leicht zu reparieren sind.

„Die Ersatzteile müssen vor Ort verfügbar sein, und dann muss [das African E-Bike] gewisse Offroad Qualitäten haben, […] also möglichst einen Unisex Rahmen, der auch stabil ist“, sagt er.

Derzeit noch Produktion des AfricroozE in Indien

Auch die Herstellung will man lokal vor Ort verlagern, derzeit wird vorläufig in Indien produziert, bei dem Hersteller Hero Cycles. Anwendung finden die Bikes als Taxis, Fahrradambulanzen oder zum Transport von Wasser und anderen Lasten durch Frauen. Dadurch könnte das AfricroozE auch zum Instrument für mehr Emanzipation der Frau werden.

Planung von Solarstationen für Reparatur vor Ort

In Zukunft sollen neben den bisher 99 AfricroozEs weitere Bikes in Umlauf gebracht werden, um die Produktion der E-Bikes in Afrika zu implementieren. Außerdem will man eine neue Batterie entwickeln, die nach einem „Pay As You Go“ System funktionert, heißt also, dass man nur für die Nutzung zahlt.

Die Reparaturläden, beispielsweise für den Austausch abgenutzter Batterien, sind noch nicht ganz ausgereift, stehen aber ebenfalls auf der weiteren Agenda. Dafür sollen Solarhubs genutzt werden, das lohne sich aber eben nur, wenn mehr E-Bikes im Umlauf sind.

„Es sollte schon vor Ort nicht ein einziges Fahrrad sein, sondern mehrere, damit sich diese Infrastruktur und diese Fortbildung auch von Fahrradmechanikern hin zu E-Bike Mechanikern lohnt. Das bieten wir dann auch mit an“, erklärt Hertel.

Förderung von nachhaltiger Transportmöglichkeiten weltweit

Der nachhaltige Transport in Afrika hat folglich noch einen langen Weg vor sich, und damit allein kann unsere Welt nicht vor dem Klimawandel gerettet werden. Dennoch stellt das Projekt einen Weg dar, E-Mobilität weltweit zu fördern.

Mehr zum AfricroozE Projekt erzählt Hertel im Video der Greentech.Live Konferenz auf YouTube.