Der am 2. Mai vergangenen Jahres in Betrieb genommene Windpark Baltic 1 vor der Ostsee-Halbinsel Fischland-Darß- Zingst läuft zur Zufriedenheit des Betreibers, dem Energiekonzern EnBW in Karlsruhe. „In Bezug auf den zuverlässigen Betrieb unserer Offshore-Anlagen haben sich unsere Erwartungen absolut erfüllt“, sagte EnBW-Vorstand Hans-Peter Villis auf Anfrage der Nachrichtenagentur dpa. Die Erwartungen über die Verfügbarkeit sowie den Auslastungsgrad der Anlagen seien übertroffen worden. Genaue Zahlen nannte das Unternehmen aus Wettbewerbsgründen nicht. Für Villis ist Baltic 1 ein Schlüsselprojekt für die Region und deutsche Offshore-Industrie.
In der Jahresbilanz habe es nur kurze Zeiten ohne Stromproduktion gegeben. Dazu gehöre auch die vierwöchige Unfallpause im Herbst, die aber die Jahresbilanz kaum noch trübe. Ein für Instandhaltungsarbeiten eingesetzter Schlepper hatte die Umspannstation gerammt. Die Station musste deshalb außerplanmäßig auf ihre Funktionsfähigkeit überprüft werden.
„Baltic I“ mit 21 Windkraftanlagen liegt rund 16 Kilometer vor den Ostseebädern Prerow und Zingst. Er hat eine Leistung von 48 Megawatt und kann den Strombedarf von 50 000 Haushalten decken. „Die Signalwirkung von Baltic 1 ist unverändert gegeben“, sagte Villis. Dies liege daran, dass die regionale Wertschöpfung und die Akzeptanz des Windparks groß sind.
Dies sieht auch der Bürgermeister von Zingst, Andreas Kuhn (CDU). Er war in der Planungsphase des Windparks in einer Bürgerinitiative engagiert, die letztlich vor dem Oberverwaltungsgericht gescheitert war. Die Initiative befürchtete negative Auswirkungen unter anderem auf die Tierwelt und den Tourismus. „Der Windpark hat keine Auswirkungen auf die Gästeströme.“ Obwohl der Windpark am Horizont deutlich sichtbar ist, seien ihm noch keine Klagen oder gar Absagen von Touristen zu Ohren gekommen. Auch von Beeinträchtigungen der Tierwelt mit Schweinswalen oder Zugvögeln sei nichts bekanntgeworden.
Noch ungeklärt ist unterdessen die Frage nach der Haftung für die monatelangen Verzögerungen beim Netzanschluss des Windparks. Zu Baubeginn im März 2010 hatte es geheißen, dass mit der Inbetriebnahme bis Ende des Jahres zu rechnen sei. Tatsächlich war es erst fünf Monate später soweit. EnBW hatte darauf früheren Angaben zufolge eine Millionenklage gegen den Netzbetreiber 50Hertz Transmission eingereicht. 50Hertz hatte damals unter anderem den harten Winter, 30 Zentimeter dickes Eis oder ein stets zu hohen Wellengang beim Verlegen des Kabels als Gründe für die Verzögerung genannt.
Derzeit laufen die Vorbereitungen für den Windpark Baltic 2 rund 32 Kilometer nördlich der Insel Rügen auf Hochtouren. Dort sollen künftig rund 80 Windkraftanlagen jährlich 1200 Gigawattstunden Strom für rund 340 000 Haushalte erzeugen. Die Installation der Windkraftanlagen werde 2013 und 2014 erfolgen. Die ersten Anlagen sollen bereits 2013 ans Netz gehen, der komplette Windpark dann 2014.
wat/dapd / Foto: Atomkraftwerk Dounreay / Shirokazan via FlickR/cc