Der französische Ölkonzern Total steigt mit einer Milliardenübernahme groß ins Solargeschäft ein. Für knapp 1,4 Milliarden US-Dollar wollen die Franzosen 60 Prozent der Anteile am US-Photovoltaikunternehmen Sunpower <SPWRA.NAS> übernehmen. Von beiden Aufsichtsräten gebe es bereits Zustimmung, teilten die Firmen am Donnerstagabend mit. Total-Manager Philippe Boisseau sprach von einem wichtigen Schritt, zu einem der größten Solarunternehmen der Welt zu werden. Sunpower zählt zu den am schnellsten wachsenden Unternehmen der Branche. Im vergangenen Jahr erwirtschafteten die Kalifornier einen Umsatz von 2,2 Milliarden Dollar.
Zwei Jahre habe Total den Markt nach möglichen Investitionen sondiert, sagte Boisseau. Dabei habe sich Sunpower als richtiger Partner erwiesen. Das Unternehmen aus dem Silicon Valley hat nach eigenen Angaben die derzeit effizientesten Solarmodule. Total will mit der Investition in den Solarmarkt seine Abhängigkeit vom Öl vermindern. In den vergangenen Jahren baute der Konzern bereits seine Investitionen in alternative Energien aus.
KRÄFTIGER AUFSCHLAG FÜR AKTIONÄRE
Total bietet den Sunpower-Aktionären einen Aufschlag von 49 Prozent zum Börsenkurs vom Mittwoch an. Um das weitere Wachstum seiner künftigen Tochter zu unterstützen, will Total zusätzlich eine Milliarde Dollar als Kredit in das Unternehmen stecken.
Damit rüstet sich Sunpower für den immer härter werdenden Wettbewerb vor allem mit chinesischen Konkurrenten. Diese haben in den vergangenen Jahren vor allem den deutschen Solarpionieren immer mehr Marktanteile abgenommen. Unternehmen wie Suntech, Yingli und Ja Solar profitieren dabei nicht nur von niedrigeren Produktionskosten im Heimatland. Sie verfügen vor allem dank der Staatsbanken über nahezu unbegrenzten Zugang zu Krediten.
ÜBERNAHMEFANTASIE BEFLÜGELT AUCH DEUTSCHE BRANCHENWERTE
An der Frankfurter Börse legten Solaraktien am Freitag kräftig zu. Der Schritt von Total beflügele die Übernahmefantasie im ganzen Sektor, sagte Analyst Sven Kürten von der DZ Bank. Experten rechnen angesichts des wachsenden Preisdrucks seit langem mit einer Konsolidierung auf dem zersplitterten Solarmarkt, in dem sich viele eher kleine Unternehmen tummeln. Solarworld-Chef <SWV.ETR> Frank Asbeck erwartet etwa, dass weltweit nur rund ein Dutzend Anbieter übrig bleiben, davon nur zwei bis drei Unternehmen in Deutschland.
Die große Bereinigung blieb bislang aber aus. Der Druck dürfte nun zunehmen, da sich mit dem Total-Angriff auf die Branche die Wettbewerbssituation für die deutschen Unternehmen weiter verschlechtern könnte, erklärte Analyst Kürten. Großkonzerne hielten sich bei Übernahmen im Photovoltaikbereich bislang eher zurück. Eine Ausnahme war Bosch, die 2008 das Erfurter Solarunternehmen Ersol kauften und anschließend auch Aleo Solar aus dem brandenburgischen Prenzlau übernahmen. Als mögliche Käufer werden immer wieder auch Energieanlagenbauer wie Areva <CEI.PSE> <A9R.FSE>, Siemens <SIE.ETR> und General Electric <GE.NYS> <GEC.ETR> gehandelt.
SOLARBRANCHE IN UNSICHERER LAGE
Verwunderung herrschte in der Branche über den Zeitpunkt des Total-Kaufs. Die Aussichten für Solarunternehmen sind derzeit sehr unsicher, da in vielen Ländern die Förderung auf dem Prüfstand steht. Dass sich Ölkonzerne im Solarsektor engagieren, ist hingegen nicht neu. BP <BP..ISE> <BPE5.FSE> galt etwa lange als einer der Pioniere im Photovoltaikbereich überhaupt, auch Shell <RDSA.ISE> <RDSA.ASX> <R6C.ETR> setzte lange auf diese Branche. In der Wirtschaftskrise 2009 fuhren beide Konzerne allerdings ihre Investitionen in die Zukunftssparte zurück.