[GreenBusiness] Solar-Spezialist Roth & Rau: Mit Strategiewechsel aus der KriseNach einem Verlustjahr infolge millionenschwerer Abschreibungen will der Solar-Maschinenbauer Roth & Rau in diesem Jahr wieder einen Gewinn erzielen. Helfen sollen dabei eine neue Strategie sowie ein strafferes Kostenmanagement inklusive Personalabbau, wie das Unternehmen am Freitag bei der Bilanzvorlage mitteilte. Die Maßnahmen sollen sich schon in diesem Jahr positiv auswirken, ihren vollen Umfang entfalten sie laut Vorstand aber erst 2012.

Roth & Rau musste im abgelaufenen Jahr vor allem wegen Abschreibungen im Geschäft mit schlüsselfertigen Solarfabriken negative Sondereffekte von 53 Millionen Euro verbuchen. Als Folge stellt das Unternehmen seine Strategie um und konzentriert sich auf das Geschäft mit Einzelanlagen. So will Roth & Rau die hohen Risiken als Generalunternehmer bei den Projekten mit schlüsselfertigen Anlagen, sogenannten Turnkey-Geschäften, senken.
Laut Vorstandschef Dietmar Roth werde die Branche reifer. Viele Produzenten seien nicht mehr an schlüsselfertigen Anlagen interessiert, sondern erneuerten ihre Fabriken mit Einzelanlagen.

KOSTENEINSPARUNGEN GREIFEN IM VOLLEN UMFANG 2012

So rechnet die im TecDax <TDXP.ETR> notierte Gesellschaft aus Hohenstein-Ernstthal (Sachsen) für 2011 mit einem leichten Umsatzplus von 285,38 Millionen Euro auf 300 bis 325 Millionen Euro und einer Profitabilität von 4 bis 7 Prozent, gemessen am Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT-Marge). 2010 waren es bereinigt um die negativen Sondereffekte 6,1 Prozent. Das erste Halbjahr dürfte aber noch negativ ausfallen, die Kosteneinspareffekte griffen erst danach. Am Aktienmarkt pendelten die Titel von Roth & Rau auf und ab, am frühen Nachmittag büßten sie nur noch etwas an Wert ein.

Vor allem in der Fertigung und Verwaltung soll gespart werden. Dazu kommt ein Personalabbau, der bisher 55 Mitarbeiter am Hauptsitz betraf. 20 weitere Mitarbeiter im Inland müssen gehen, zudem wird auch im Ausland Personal abgebaut. 2012 soll die Profitabilität dann wieder auf ein zweistelliges Niveau klettern. Dies sei Ziel des Kostenprogramms, eine genauere Zieldefinition wollte Vorstandschef Roth nicht geben.

AUFTRAG AUSGEBUCHT

Die Auftragslage entwickele sich dynamisch: Von Januar bis März gingen neue Aufträge für 83,1 Millionen Euro ein (Vorjahr: 56 Millionen Euro), für das zweite Quartal geht das Unternehmen von einem ähnlich hohen Wert aus. Allerdings wird Roth & Rau zum Ende des ersten Quartals einen Auftrag für eine Turnkey-Anlage in Höhe von 94,4 Millionen Euro ausbuchen, der im gegenseitigen Einvernehmen mit dem Kunden aufgehoben worden sei. Es fielen keine Abschreibungen an, es müsse lediglich eine Anzahlung über 27,7 Millionen Euro zurückerstattet werden. Im Gesamtjahr rechnet die Gesellschaft mit einer Abschwächung der Neuaufträge auf 300 Millionen Euro im Vergleich zum starken Vorjahr (417).

Wegen der Abschreibungen stand bei Roth & Rau 2010 unter dem Strich ein Verlust von 25,81 Millionen Euro, nach einem Gewinn von 12,93 Millionen Euro im Vorjahr. Es war das erste Verlustjahr seit dem Börsengang 2006. Beim operativen Ergebnis (EBIT) fiel ein Fehlbetrag von 27,29 Millionen Euro an, nach 16,10 Millionen Euro Gewinn im Vorjahr.

KLAGE VON CONERGY ‚HALTLOS‘

Im Rechtsstreit mit dem Solarunternehmen Conergy <CGY.ETR> betont das Unternehmen, die Klage der Gegenseite sei haltlos. Das Hamburger Unternehmen verklagt Roth & Rau auf eine Schadenersatzzahlung in dreistelliger Millionenhöhe wegen angeblich verzögerter und falscher Lieferungen. Roth & Rau hält dem entgegen, die Gesellschaft habe ihre Leistungen trotz zum Teil ausbleibender Zahlungen erbracht. Ihr stünden noch rund 8 Millionen Euro an Restzahlungen zu. Diese Restforderungen überstiegen in jedem Falle etwaige Schadenersatzansprüche von Conergy. Für eventuelle Strafen für Lieferverzögerungen seien 5,7 Millionen Euro eingestellt worden.