Die Angst geht um in den deutschen Kommunen – mehr und mehr deutsche Stadtwerke sorgen sich um längere Atom-Meiler Laufzeiten. Die von Schwarz-Gelb geplante Verlängerung der Laufzeitenvon Atomkraftwerken (AKW) über 2022 hinaus gerät immer stärker unter Beschuss. Nach den Widerständen aus der Ökobranche sowie von SPD, Grünen und Linken kommenjetzt von den deutschen Stadtwerken eindeutige Wettbewerbs-Vorbehalte.
Sie befürchten, dass der von ihnen geplante Ausbau der Stromerzeugung um 26 Prozentbehindert wird. Damit könne die Macht der großen Energiekonzerne Eon ,RWE , Vattenfall und EnBW zementiert werden, monierte derVerband kommunaler Unternehmen (VkU) am Montag in Berlin. Die Bundesregierungwill 2010 über ein nationales Energiekonzept und damit auch über längereAtommeiler-Laufzeiten entscheiden.
„Etwaige Laufzeiten-Verlängerungen dürfen nicht dazu führen, dass dieBemühungen der Stadtwerke für mehr Wettbewerb im Erzeugungsmarkt konterkariertwerden“, erklärte VkU-Hauptgeschäftsführer Hans-Joachim Reck. Nach neuen Zahlendes Verbandes befinden sich 3.501 Megawatt (MW) Kraftwerkskapazitäten derStadtwerke im Bau oder im konkreten Genehmigungsverfahren. Davon entfallen 36Prozent auf den Ausbau von Ökostrom, 14 Prozent auf die verbundene Produktionvon Strom und Wärme (Kraft-Wärme-Koppelung/KWK) und die zweite Hälfte auf andereEnergieträger wie Kohle-Anlagen. In diesen Zuwachs der Stromerzeugung um 26Prozent sollten insgesamt 6,4 Milliarden Euro investiert werden, so der Verband.
STADTWERKE KOMMEN AUF 10 PROZENT DER KAPAZITÄTEN
Derzeit haben Stadtwerke eine Kraftwerkskapazität von 13.300 Megawattinstallierter Nettoleistung – 10 Prozent der in Deutschland installiertengesamten Stromleistung von 132.700 MW. „Damit wird deutlich, dass der deutscheEnergieerzeugungsmarkt von den großen Energiekonzernen dominiert wird“, erklärteReck. „Das Erzeugungsoligopol der großen Konzerne widerspricht einemfunktionierenden Wettbewerb im Energiemarkt.“ Mit den Zahlen verbinde der VKUdie Aufforderung „an die neue Bundesregierung, den Ausbau einer zukunftsfähigen,nachhaltigen und dezentralen Energieversorgung durch Stadtwerke nicht zugefährden“.
Laufzeit-Verlängerungen dürften nicht die Bemühungen der Stadtwerke für mehrWettbewerb unterlaufen. Durch den ursprünglichen Atomausstieg bis 2022 „warimmerhin geplant, 20.000 MW installierte Kraftwerksleistung schrittweise vomMarkt zu nehmen. Die mittelfristigen Planungen der Stadtwerke für neueKraftwerkskapazitäten müssen daher mit einem großen Fragezeichen versehenwerden.“ Noch sei unklar, wie sich die konkreten Laufzeitverlängerungen konkretauswirkten. Der Verband kommunaler Unternehmen (VKU) vertritt 1.350kommunalwirtschaftliche Unternehmen in den Bereichen Energie, Wasser und Entsorgung. [tf/gree/dpa] [photo: WeiterWinkel via Flickr/cc]