Umweltschützer fordern die Bundesregierung auf, angesichts der weiteren Intensivierung der Forstwirtschaft die biologische Vielfalt der deutschen Wälder zu sichern. Hehre Ziele blieben «Lippenbekenntnisse», solange die gesetzliche Verbindlichkeit fehle, erklärte der Leiter Naturschutz der Deutschen Umwelthilfe (DUH), Ulrich Stöcker, am Dienstag in Berlin. Stöcker sagte, dass sich die schwarz-gelbe Koalition im vergangenen Jahr bei der Novellierung des Bundeswaldgesetzes geweigert habe, «ökologische Leitplanken» bei der forstlichen Nutzung ins Gesetz aufzunehmen.
Der Koordinator der AG Wälder des Forums Umwelt und Entwicklung, László Maráz, sagte, Bund und Länder müssten mit gutem Beispiel vorangehen und gerade im «Internationalen Jahr der Wälder 2011» alles daran setzen, die bereits 2007 versprochenen Ziele der «Nationalen Strategie für biologische Vielfalt» für den Wald in Deutschland endlich entschlossen umzusetzen.
Die Bundesregierung will in diesem Jahr eine «Waldstrategie» beschließen, die Leitlinien für die Nutzung und den Schutz der Wälder bis zum Jahr 2020 vorgeben soll. Der Entwurf der Strategie befindet sich laut DUH zurzeit in der Ressortabstimmung und soll in Kürze vom Kabinett beschlossen werden. Geplant sei unter anderem, Bäume immer jünger zu ernten, die Holzvorräte im Privatwald stärker zu nutzen und vermehrt nicht-heimische Baumarten anzubauen. Damit verschärfe sich die Situation insbesondere für hoch spezialisierte und sehr selten gewordene Tier-, Pilz- und Pflanzenarten. Die Bundesregierung rechnet laut DUH bis zum Jahr 2020 mit einem zusätzlichen Bedarf von bis zu 34 Millionen Kubikmetern Holz jährlich.
Das Bundeslandwirtschaftsministerium veröffentlichte am Dienstag die Ergebnisse einer repräsentativen Umfrage zum «Internationalen Jahr der Wälder». Danach erklärten 78 Prozent der Bürger, der Wald sei als Ökosystem von entscheidender Bedeutung für das Weltklima. 82 Prozent wollten den Wald als «unersetzbaren Lebensraum» für die Tier- und Pflanzenwelt erhalten wissen. Knapp 34 Prozent sähen den Wald als einen Ort, den sie gerne für ihre Freizeitgestaltung nutzen. Auch die wirtschaftlichen Faktoren des Waldes würden anerkannt: Jeder Dritte sehe den Wald in Deutschland als wichtigen Arbeitgeber und bedeutenden Wirtschaftsfaktor.
Laut Ministerium wächst die Waldfläche in Deutschland stetig an: In den vergangenen 40 Jahren habe sich die bewaldete Fläche um rund 10 Prozent auf rund 11,1 Millionen Hektar vergrößert. Damit sei rund ein Drittel der Gesamtfläche Deutschlands mit Wald bedeckt. Im Forst- und Holzsektor arbeiteten bundesweit rund 1,2 Millionen Menschen, die einen Jahresumsatz von rund 170 Milliarden Euro erwirtschafteten.
[TechFieber Green/mei/dapd]