lg xpion x30 nettop by nDevilTV.

Lüfterlose Klein-PCs als Alternative – Mini-Rechner sind gut für Office-Arbeiten geeignet – Schwächen bei Multimedia-Anwendungen

«Liebling, ich habe den PC geschrumpft», könnte die Überschrift lauten für die Flut der in letzter Zeit auf den Markt drängenden Mini-PCs. Der auf der Internationalen Funkausstellung (IFA) vorgestellte Akoya Mini E2076 D von Medion etwa ist so groß wie ein normales Buch und lässt sich mit einer mitgelieferten Halterung hinter dem TFT- oder LCD-Bildschirm befestigen.

Mit dem lüfterlosen Intel Atom-230-Prozessor können laut Hersteller HD-Videos, gängige Spielanwendungen und Fotos deutlich hochwertiger angezeigt werden als bei bisherigen Nettops.

Experten warnen aber davor, im Zusammenhang mit den PC-Winzlingen zu hohe Erwartungen zu hegen. «Solche Rechner mit dem Atom-Prozessor sind nicht dafür geeignet, Bildbearbeitung oder Videoschnitt zu machen, sondern eher konzipiert als Bürorechner«, sagt Hardware-Redakteur Florian Holzbauer von »Chip Online«. Er hat einige der sogenannten Nettops auf Herz und Nieren geprüft und vor allem ein Manko festgestellt: »Häufig fehlen die Laufwerke, man kann also nicht einmal eine DVD anschauen, von Blu-ray ganz zu schweigen.«

Schwierig werde es auch, wenn das Betriebssystem – in diesem Fall meist Windows – wegen größerer Probleme neu installiert werden muss. »Da legen die Hersteller oft Recovery-CDs bei, obwohl die Nettops gar kein Laufwerk haben«, sagt er. Es sei eigentlich unverständlich, warum das Betriebssystem nicht von Haus aus auch auf einem USB-Stick geliefert werde. Schließlich ließen sich die Klein-PCs für um die 300 Euro nicht mit Speicher aufrüsten. »Das stelle ich hin, das funktioniert und Ende.«

Womit auch schon der Vorteil der Nettops genannt wäre: Durch das kleine Gehäuse gibt es keine Staubentwicklung, und weil kein Lüfter mehr notwendig ist, sind die Mini-PCs im Betrieb nicht hörbar und dazu auch noch stromsparend. »Design und Preis sind sicherlich die beiden Aspekte, die für ein Nettop sprechen«, sagt der Hardware-Experte. Wer Interesse an so einem Rechner-Winzling hat, dem empfiehlt er allerdings, gut 50 Euro mehr zu investieren und sich ein Netbook anzuschaffen, auch dieses lasse sich bequem mit dem LCD-Fernseher im Wohnzimmer verbinden, um etwa Urlaubsbilder vorzuführen.

Holzbauer ist jedoch überzeugt, dass die Nettops auch eine Zukunft im Wohnzimmer haben: »Meiner Ansicht nach wird Blu-ray in den Geräten Einzug halten und sie werden so langfristig eine Alternative zu stationären Playern sein.« Einen Schritt in diese Richtung geht nach seinen Angaben der Hersteller Asrock mit dem ION 330-BD. Der basiert zwar ebenfalls auf einem Atom-Prozessor, wurde aber aufgemotzt mit einem Geforce 9400 Grafikchip. Zudem bringt er ein Blu-ray-Laufwerk mit und ermöglicht so auch HDTV-Genuss.

Dafür sei allerdings einiges Vorwissen nötig, denn der ION kommt ohne Betriebssystem und kooperiert nicht ohne weiteres mit gängigen Multimedia-Abspielprogrammen wie dem VLC Media Player oder dem Windows-eigenen Media Player. So wird zum einen der Media Player Classic in der Home-Cinema-Version benötigt, zum anderen muss sich der Anwender noch die notwendigen Codecs herunterladen. Wer diese Klippen umschifft hat, bekommt einen relativ leistungsfähigen kleinen Rechner. »Er ist für Office-Arbeiten, zum Abspielen von Musik und Filmen geeignet und passt gleichzeitig noch gut ins Wohnzimmer«, sagt der Experte. Dafür ist er allerdings mit 400 Euro an der oberen Preisgrenze bei den PC-Winzlingen.

Selbst wenn es beim Thema Multimedia inzwischen also gute Modelle für den Einsatz im heimischen Wohnzimmer gibt: Für Spiele sind die Nettops definitiv nicht geeignet, weil diese leistungsstarke 3D-Grafikkarten benötigen. Auch hier sieht Florian Holzbauer allerdings noch Potenzial: »Diese Spiele-PCs werden sicher auch kleiner werden, aber nicht so klein wie die Nettops.»

*** Infokasten: Nettop-Computer

Die Nettop genannten Mini-PCs haben teilweise nur die Größe eines normalen Buches und sind speziell für Büroanwendungen und das Surfen im Internet gedacht. Dank eines speziellen Atom-Prozessors kommen sie meist ohne Lüfter aus und arbeiten besonders stromsparend. Ein Großteil der Bauteile ist aus Notebooks bekannt wie 2,5-Zoll-Festplatten oder die Speichermodule.

Allerdings fehlt den Nettops im Gegensatz zu ihren größeren Brüdern fast immer ein Laufwerk. So muss Software entweder via USB-Stick oder Internet installiert werden.

Ralph Bauer