Drahtloses Laden auf dem Vormarsch: Was bei Smartphones Standard ist, soll nun aufs E-Bike kommen: Induktives Laden ist aus dem Alltag mit Smartphones, Kopfhörern oder Smartwatches nicht mehr wegzudenken. Im Bereich der E-Bikes hingegen dominieren nach wie vor klobige Netzteile und Ladekabel.
Das niederländische Startup Tiler will das ändern – mit seinem neuen Produkt Tiler Compact. Es ermöglicht kabelloses Laden direkt über den Fahrradständer, kombiniert mit einer stationär verbauten Ladematte.
Praktischer Ansatz – aber greentech mit begrenzter Ladeleistung
Technisch funktioniert das System ähnlich wie induktive Ladevorgänge bei Mobilgeräten: Ein speziell konstruierter Ständer wird auf eine Ladefläche gestellt, die im Boden integriert ist. Laut Hersteller sollen bis zu 150 Watt Ladeleistung möglich sein – das reicht aus, um z. B. einen 500-Wh-Akku in rund 3,5 Stunden vollständig zu laden.
Das ist vergleichbar mit herkömmlichen Netzteilen. Tiler Compact ist kompatibel mit mehreren E-Bike-Herstellern wie etwa Hepha.
Doch bei genauerer Betrachtung zeigen sich Limitierungen: Die relativ geringe Ladeleistung stellt bei größerer Nutzung – etwa in Flotten mit höherem Durchsatz – ein Problem dar.
Zudem erfordert die Installation Bodenarbeiten und Stromanschluss, was die Skalierbarkeit einschränken kann – insbesondere im Vergleich zu flexibleren solarbasierten Ladelösungen entwickelt werden.
Einsatzorte: Öffentlicher Raum oder Mieträder – aber (noch) nicht massentauglich
Tiler richtet sich mit seinem Produkt primär an Betreiber von Leihfahrrädern oder öffentliche Ladeinfrastrukturen. Auch im Smart City-Kontext könnte es zum Einsatz kommen – theoretisch ein Beitrag zur ClimateTech-Infrastruktur der Städte von morgen.
In der Praxis zeigt sich jedoch: Tiler Compact ist noch nicht auf dem Markt. Der Verkaufsstart ist frühestens für 2026 geplant. Zudem läuft aktuell eine Crowdfunding-Kampagne – ein Zeichen dafür, dass die Finanzierung noch nicht gesichert ist.
Kritische Einordnung: Innovation mit Potenzial – aber nicht ohne Risiken
Aus journalistischer Perspektive ist die Bewertung gemischt: Tiler Compact ist ein Beispiel für clevere greentech-Innovation im Mobilitätsbereich – funktional, alltagsnah und im Sinne urbaner Nachhaltigkeit konzipiert.
Doch technologische Reife, Wirtschaftlichkeit und praktische Umsetzbarkeit sind bislang nicht belegt. Auch bisherige Tests oder unabhängige Effizienzvergleiche fehlen. Das Unternehmen setzt auf ein zukunftsgewandtes Image, liefert jedoch noch keine harten Zahlen zur Energieeffizienz oder CO₂-Bilanz im Vergleich zu klassischen Ladesystemen.
Solange hier keine wissenschaftlich belegbaren Daten von renommierten Quellen wie z. B. der Fraunhofer-Gesellschaft oder der ETH Zürich vorliegen, bleibt der Status: interessant, aber spekulativ.
Fazit: Nette Innovation – aber technologische Reife fehlt
Tiler Compact bringt kabelloses Laden in den E-Bike-Sektor – ein spannender Ansatz aus dem Greentech-Segment mit klarer Ausrichtung auf urbane ClimateTech-Lösungen.
Doch wirtschaftliche Tragfähigkeit, technologische Reife und flächendeckender Einsatz sind Stand heute nicht gewährleistet. Wer das Projekt unterstützen will, sollte sich der Risiken bewusst sein – und nicht nur dem Innovationsversprechen vertrauen.