Das Aachener Startup Voltfang hat große Pläne: Es will die größte Fabrik für sogenannte Second-Life-Batterien in Europa aufbauen. Dabei handelt es sich um alte Batterien aus Elektroautos, die für den Fahrzeugbetrieb nicht mehr geeignet sind, aber noch viele Jahre als stationäre Energiespeicher genutzt werden können.

Vom Garagenprojekt zur Fabrikhalle

Vor fünf Jahren starteten drei Gründer mit einer Idee – heute beschäftigt Voltfang schon rund 120 Mitarbeitende und erzielt Millionenumsätze. Die Produktionsfläche wurde gerade auf 6.000 Quadratmeter vergrößert. Selbst NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst kam zur symbolischen Eröffnung der neuen Anlage.

Die Wachstumspläne sind ehrgeizig: Voltfang will die Produktionskapazität von heute 100 Megawattstunden pro Jahr auf eine Gigawattstunde bis 2030 verzehnfachen. Geschäftsführer David Oudsandji spricht von einem „Goldrausch“ im Speichermarkt.

Warum Second-Life-Speicher so wichtig sind

  • Alte Elektroauto-Batterien landen bislang oft im Recycling oder im Schredder – obwohl sie meist noch 70 bis 80 Prozent ihrer Speicherkapazität haben.

  • Durch die Wiederverwendung als stationäre Speicher kann die Lebensdauer um bis zu zehn Jahre verlängert werden.

  • Solche Speicher helfen, Solar- und Windstrom zu puffern und das Stromnetz zu stabilisieren – ein entscheidender Baustein für die Energiewende.

Konkurrenten wie Mercedes-Benz Energy oder The Mobility House verfolgen ähnliche Ansätze, doch Voltfang will sich mit Größe und Geschwindigkeit an die Spitze setzen.

Chancen – aber auch offene Fragen

Die Idee klingt überzeugend, doch es gibt auch kritische Punkte:

  • Rohstoffknappheit: Je mehr E-Autos auf die Straße kommen, desto mehr gebrauchte Batterien fallen an – doch bisher fehlen klare Sammel- und Rückführungsstrukturen.

  • Sicherheitsfragen: Alte Zellen können instabil werden. Ob Second-Life-Batterien wirklich sicher und langfristig zuverlässig sind, muss die Praxis erst zeigen.

  • Skalierbarkeit: 1 Gigawattstunde Kapazität klingt viel – im Vergleich zum deutschen Strombedarf ist es aber noch ein Tropfen auf den heißen Stein.

Einschätzung von Greentech LIVE

Voltfang steht stellvertretend für eine neue Generation von Greentech-Startups in Europa: jung, schnell wachsend, mit einem klaren Nachhaltigkeitsversprechen. Second-Life-Batterien sind ohne Zweifel ein kluger Beitrag zur Kreislaufwirtschaft. Doch die Branche steht noch am Anfang – viele regulatorische, technische und wirtschaftliche Fragen sind ungelöst.

Wenn es gelingt, Standards für Sicherheit, Qualität und Rücknahme zu etablieren, könnte aus Voltfang tatsächlich ein europäischer Marktführer werden. Falls nicht, droht die Gefahr, dass das „Goldrausch“-Narrativ schneller verblasst, als die Batterien halten.


Frage an die Greentech News Leser:innen:
Sind Second-Life-Batterien ein echter Gamechanger für die Energiewende – oder nur ein Zwischenstopp, bis bessere Speichertechnologien wie Natrium- oder Feststoffbatterien den Markt erobern?