Neue Studie zeigt: Mit gezielter Planung wird Photovoltaik zum Biodiversitäts-Booster: Photovoltaik (PV) auf Freiflächen gilt als Schlüsseltechnologie für die Energiewende.

Doch was oft übersehen wird: Solarparks können auch zur Förderung der Biodiversität beitragen – sofern sie entsprechend geplant und bewirtschaftet werden.

Eine neue Studie des Kompetenzzentrums Naturschutz und Energiewende (KNE) zeigt, wie artenreiches Grünland unter und zwischen Solarmodulen gezielt entstehen kann – und warum das für die greentech-Strategie in Deutschland entscheidend sein könnte.

Artenvielfalt im Grünland: Rückgrat der heimischen Flora

Grünland ist eines der artenreichsten Ökosysteme Mitteleuropas – mehr als die Hälfte aller in Deutschland heimischen Farn- und Blütenpflanzen sind hier zu finden. Laut KNE leben im Grünland über 2.000 Pflanzenarten, darunter etwa 40 Prozent aller gefährdeten Pflanzenarten. Gleichzeitig bietet es Lebensraum für bedrohte Tierarten wie Wildbienen, Schmetterlinge oder Wiesenvögel.

Diese ökologische Vielfalt hat nicht nur ästhetischen, sondern auch funktionalen Wert: Biodiverse Grünlandökosysteme sind robuster gegen Klimaextreme wie Dürre und tragen zur Resilienz von Landschaften bei – ein klassischer ClimateTech-Effekt.

Solarpark = Artenvielfalt – ohne gezielte Planung

Die Studie macht aber klar: PV-Anlagen fördern nicht automatisch die Biodiversität. Zwar verzichten die meisten Solarparks auf Pestizide und Düngemittel – eine Grundvoraussetzung für ökologisch wertvolles Grünland. Doch das allein reicht nicht aus. Entscheidend sind:

Standortwahl und Bodenvorbereitung naturnahe Begrünung, z. B. mit regionalem Saatgut modultechnische Gestaltung, etwa ausreichend hohe und schmale Tische mit großen Zwischenräumen Pflege durch Mahd oder Beweidung, angepasst an die Vegetationsentwicklung

Diese Empfehlungen orientieren sich u. a. an den Leitfäden der Bundesländer zur naturverträglichen Solarentwicklung sowie an bestehenden Konzepten wie den Natura-2000-Lebensraumtypen.

Herausforderung: Keine einheitliche Definition für „artenreiches Grünland“

Ein zentrales Problem ist laut KNE: Der Begriff „artenreiches Grünland“ ist nicht klar definiert. Verschiedene Bundesländer und Umweltprogramme orientieren sich an unterschiedlichen Kriterien – das erschwert Planung, Umsetzung und Monitoring.

Für eine messbare Wirkung auf Biodiversität sind klare ökologische Standards notwendig, fordert das KNE. Eine solche Standardisierung wäre auch relevant für Zertifizierungen und Nachweise etwa im Rahmen von EU-Förderprogrammen oder Corporate ESG-Berichterstattung.

Greentech mit doppeltem Nutzen – aber nicht ohne Aufwand

Aus journalistischer Sicht ist der Befund der Studie ambivalent: Freiflächen-PV bietet eine große ökologische Chance, insbesondere in Agrarräumen mit monotoner Nutzung. Doch die Umsetzung erfordert Engagement, Know-how und systematische Pflege. Andernfalls bleiben Solarparks ökologisch ungenutzte Flächen – oder verkommen gar zu Problemzonen mit eingeschränkter Bodenqualität und geringer Artenvielfalt.

Best-Practice-Beispiele, wie sie z. B. vom Bündnis Erneuerbare Energien Brandenburg oder von BayWa r.e. gezeigt werden, könnten hier als Blaupause dienen.

Fazit: Biodiversität als Teil der ClimateTech-Strategie denken

Wenn Solarparks künftig systematisch zur Förderung von artenreichem Grünland beitragen sollen, braucht es klare politische Leitlinien, verbindliche ökologische Standards und flankierende Forschung – etwa durch unabhängige Institute wie das Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) oder die Helmholtz-Gemeinschaft.

Nur dann kann sich das Potenzial der greentech-Infrastruktur vollständig entfalten: saubere Energie und lebendige Landschaften – statt Entweder-oder.


Quellen & Links:

Kompetenzzentrum Naturschutz und Energiewende (KNE): Studie zu artenreichem Grünland in PV-Freiflächenanlagen