Jedes vierte Startup denkt ans Ausland: In Deutschland fehlt es an Wagniskapital – vor allem für junge Unternehmen in der Wachstumsphase. Laut einer aktuellen Befragung des Digitalverbands Bitkom denkt rund jedes vierte Tech-Startup (26 Prozent) über einen Umzug ins Ausland nach, weil sie hierzulande keine Finanzierung finden.

Besonders kritisch ist die Lage für Unternehmen im Greentech– und ClimateTech-Sektor, die oft hohe Investitionen für Forschung und Infrastruktur benötigen.

Kapitalbedarf hoch – Finanzierungslücken größer

Im Schnitt brauchen die befragten Startups in den nächsten zwei Jahren rund 2,5 Millionen Euro an frischem Kapital. Doch nur 24 Prozent sind laut eigener Aussage für diese Zeit ausreichend finanziert. Hinzu kommt: 81 Prozent der Gründer:innen spüren, dass Investoren aktuell vorsichtiger geworden sind – bedingt durch die konjunkturelle Unsicherheit.

Politik unter Druck – Zukunftsfonds reicht nicht aus

Bitkom-Präsident Dr. Ralf Wintergerst fordert Nachbesserungen bei staatlichen Förderprogrammen: „Die Finanzierungssituation in Deutschland ist im internationalen Vergleich schwierig. Initiativen wie der Zukunftsfonds sind ein erster Schritt – aber nicht genug.“ Er betont, Deutschland müsse für Startups aus dem In- und Ausland attraktiv bleiben, sonst drohe der Abfluss von Innovation.

Zielländer: USA, EU – oder noch unklar

Die Startups, die einen Standortwechsel planen, haben unterschiedliche Ziele: 28 Prozent ziehen die USA in Betracht, 25 Prozent ein anderes EU-Land und weitere 25 Prozent ein europäisches Nicht-EU-Land. Nur 23 Prozent sind noch unentschieden oder machten keine Angabe.

Ein Hoffnungsschimmer: Optimismus bleibt

Trotz der Kapitalsorgen bleiben viele Gründer:innen optimistisch: 79 Prozent halten es für (eher) wahrscheinlich, dass sie in den kommenden zwei Jahren erfolgreich Kapital einsammeln können. Auch ein Börsengang ist für viele denkbar – 53 Prozent der Startups können sich diesen Schritt grundsätzlich vorstellen, davon 40 Prozent an einer ausländischen Börse, 45 Prozent in Deutschland.

Kritische Einordnung: Greentech im Standort-Dilemma

Besonders hart trifft die Lage junge Unternehmen aus der Greentech- und ClimateTech-Branche. Sie stehen oft für innovative Lösungen in den Bereichen Energie, Mobilität und Kreislaufwirtschaft – benötigen aber mehr Geduld und Kapital als klassische Software-Startups.

Wer auf grünen Wandel setzt, hat es im deutschen Investorenumfeld derzeit schwer. Während andere Länder gezielt grüne Innovation fördern, droht Deutschland, seine nachhaltigen Vorreiter an das Ausland zu verlieren.

Fazit: Gründergeist allein reicht nicht

Wenn Deutschland ein attraktiver Standort für zukunftsfähige Tech-Unternehmen bleiben will, braucht es mutigere Förderpolitik, mehr öffentlich-privates Kapital und ein Startup-freundlicheres Umfeld – gerade für den Greentech-Sektor. Sonst droht nicht nur ein Verlust an Arbeitsplätzen, sondern auch an nachhaltiger Innovationskraft.


Quellen & Links

https://www.it-times.de/news/kapitalmangel-in-deutschland-jedes-vierte-startup-denkt-an-wegzug-172292/