Große Hoffnungen, viele Fragezeichen: Was Solarparks mit der Natur machen – diese Frage stellen sich nicht nur kritische Verbraucher:innen sonder mehr und mehr auch Wissenschaftler.
Solarstrom gilt als eine der wichtigsten Technologien für die Energiewende. Doch was bedeutet das für die Natur?
Ein Forschungsteam der Lancaster University hat in einer umfangreichen Metastudie untersucht, wie sich großflächige Photovoltaik-Anlagen (Solarparks) auf Ökosysteme und Artenvielfalt auswirken.
Dazu wurden 194 Studien mit insgesamt 849 Einzelbeobachtungen ausgewertet. Das Ergebnis: Es gibt positive und negative Effekte – aber auch große Wissenslücken, vor allem beim Langzeiteinfluss von Solaranlagen auf Umwelt und Biodiversität.
Was Solarparks positiv beeinflussen können
Laut der Metastudie, veröffentlicht in Progress in Energy, konnten 306 positive Effekte von Solarparks nachgewiesen werden:
Weniger Bodenerosion – besonders in Regionen mit starkem Wind oder wenig Vegetation. Mehr Wasser im Boden – dank Schatten und geringerer Verdunstung. Zunahme von bestäubenden Insekten wie Bienen – durch neue Lebensräume unter den Solarmodulen.
Negative Auswirkungen auf Lebensräume und Landwirtschaft
Gleichzeitig wurden auch 316 negative Auswirkungen festgestellt. Besonders kritisch:
Verlust von Lebensräumen – vor allem in artenreichen Regionen. Beeinträchtigung der Landwirtschaft, wenn fruchtbare Böden durch Solarflächen ersetzt werden. Niedrigerer Nährstoffgehalt in Pflanzen – bei bestimmten Kulturarten in gemäßigten Klimazonen.
Lage entscheidet: Wüste, Weide oder Acker?
Ob ein Solarpark dem Ökosystem hilft oder schadet, hängt stark vom Standort ab:
In trockenen Gebieten und auf Weideflächen kann die Natur sogar profitieren – Pflanzen wachsen besser, der Boden speichert mehr Wasser, und Tiere nutzen den Schatten.
In Wüstenregionen hingegen steigen die Temperaturen unter den Modulen – und der Boden verliert an Fähigkeit, CO₂ zu speichern. Diese Unterschiede zeigen: Solar ist nicht automatisch greentech – sondern muss kontextsensibel geplant werden.
Kritische Bewertung: Grüner Strom, graue Lücken?
Die Ergebnisse machen deutlich: Solarparks sind kein pauschales Klimaschutzwunder. Sie können positiv auf Umwelt und Artenvielfalt wirken, wenn sie gut geplant und platziert sind. Aber:
Langzeitwirkungen – etwa nach 10 oder 20 Jahren – wurden kaum erforscht. Der Rückbau von Anlagen wurde fast gar nicht untersucht. Nur wenige Klimazonen wurden in der Forschung berücksichtigt – etwa fehlen Daten aus tropischen oder subpolaren Regionen.
Das heißt: Für den globalen Ausbau der ClimateTech-Branche im Bereich Photovoltaik braucht es mehr Forschung – damit Solarstrom nicht nur emissionsfrei, sondern auch naturverträglich wird.
Fazit: Solarstrom ja – aber naturbewusst und langfristig gedacht
Solarparks gehören zu den Hoffnungsträgern der Energiewende. Doch grüne Technologie allein reicht nicht. Entscheidend ist, wie wir sie in die Landschaft integrieren.
Die neue Metastudie zeigt: Es gibt viele Chancen – aber auch Risiken.
Damit aus „erneuerbar“ auch wirklich „nachhaltig“ wird, braucht es mehr Langzeitdaten, klimaregionale Studien und eine klare Flächenstrategie.
Denn nur so kann Photovoltaik künftig nicht nur Strom liefern, sondern auch zur Erhaltung der Artenvielfalt beitragen – ein echtes Ziel für greentech und ClimateTech.
Quellen und weiterführende Links:
Lancaster University – Environmental Centre Studie: Progress in Energy (IOP Science)