Eine aktuelle Umfrage von TechConsult im Auftrag des IT-Sicherheitsanbieters eperi zeigt: Rund 48 % der deutschen Unternehmen hinterfragen ihre Abhängigkeit von US-amerikanischen Cloud-Anbietern. Gründe sind laut Befragung unter anderem rechtliche Unsicherheiten, geopolitische Spannungen und Datenschutzbedenken.
Vertrauensverlust trotz Nutzung: Status quo und Widersprüche
Obwohl 33,2 % der Unternehmen weiterhin Vertrauen in US-Clouds wie Amazon Web Services, Microsoft Azure oder Google Cloud angeben, räumen fast 20 % ein, dass ihr Vertrauen gesunken sei – ohne bislang Konsequenzen zu ziehen.
Besonders im Handel bleibt das Vertrauen mit 41,9 % relativ stabil. In anderen Sektoren wie dem Gesundheitswesen (33,3 %) oder der öffentlichen Verwaltung (65,2 %) ist die Suche nach europäischen Alternativen bereits deutlich ausgeprägter.
Ein Drittel kann sich einen vollständigen Cloud-Exit nicht vorstellen
Laut Umfrage ziehen 26,1 % der Unternehmen einen möglichen Wechsel in Betracht, 22,3 % suchen aktiv nach europäischen Alternativen – etwa zur European Cloud Federation oder Projekten wie GAIA-X. Nur 3,8 % setzen schon heute nicht mehr auf US-Anbieter. Unterschiede zeigen sich vor allem zwischen IT- und Business-Entscheidern: Während 13,4 % der IT-Verantwortlichen einen Ausstieg planen, sind es bei den Business-Entscheidern nur 9,6 %.
Kritische Einordnung: Realer Kurswechsel oder nur Symbolpolitik?
Die Ergebnisse deuten auf eine wachsende Unsicherheit hin – allerdings bleibt fraglich, ob die Wechselabsichten in der Breite umgesetzt werden. US-Clouds dominieren weiterhin durch Skaleneffekte, Marktvorsprung und Integrationen. Der Wunsch nach digitaler Souveränität stößt in der Praxis oft an technologische und wirtschaftliche Grenzen.
Fazit: Reformbedarf erkannt – aber Alternativen bleiben rar
Obwohl fast jedes zweite Unternehmen offen über einen Kurswechsel spricht, bleibt ein vollständiger Cloud-Exit für viele aktuell unrealistisch. Der Markt für europäische Cloud-Lösungen bietet Potenzial – muss aber technologisch und wirtschaftlich aufholen, um ernsthafte Alternativen bieten zu können.