Im ehemaligen Braunkohle-Tagebau Hambach in Nordrhein-Westfalen entsteht eine neue Solaranlage. Verantwortlich ist der Energiekonzern RWE, der in der Region schon mehrere große Anlagen betreibt.

Der neue Solarpark wird rund 12 Hektar groß sein, über 22.000 Solarmodule erhalten und eine Leistung von knapp 14 Megawatt liefern.

Die Fläche liegt nahe der Gemeinde Niederzier und ist Teil der sogenannten Zwischennutzung: Bis der geplante Hambacher See vollständig geflutet ist, sollen dort erneuerbare Energien produziert werden.

Kritischer Kontext: Fortschritt oder Greenwashing?

Der Ausbau erneuerbarer Energien und die Umwandlung alter Kohleflächen in Greentech-Projekte sind auf den ersten Blick ein positives Zeichen – besonders für eine Region wie das Rheinische Revier, die stark vom Braunkohleausstieg betroffen ist.

Doch es gibt auch kritische Punkte:

• RWE war viele Jahre Hauptverursacher der massiven Umweltzerstörung im Revier – besonders durch den Tagebau Hambach, der enorme Landschaftsflächen zerstört hat.

• Der benachbarte Hambacher Forst ist inzwischen bundesweit bekannt: Ein jahrhundertealter Wald, der zu großen Teilen dem Tagebau zum Opfer fiel. Erst nach starkem öffentlichem Protest und langem Widerstand wurde der verbliebene Teil des Waldes 2020 offiziell geschützt.

• Dass nun auf ehemaligen Abbauflächen saubere Energie produziert wird, wirkt wie ein notwendiger Schritt – darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, wie viel Natur und Lebensraum verloren gegangen sind.

Beteiligung der Region – aber echte Teilhabe?

RWE arbeitet bei diesem Projekt mit der Neuland Hambach GmbH zusammen – einem Zusammenschluss der umliegenden Städte und Gemeinden. Diese Kommunen dürfen sich an der Anlage beteiligen und daraus Einnahmen erzielen. Es bleibt jedoch offen, wie stark sie tatsächlich mitentscheiden können – oder ob es sich eher um symbolische Beteiligung handelt.

Fazit: Greentech ist wichtig – aber nicht als Feigenblatt

Der Ausbau von Solar- und Windkraft in ehemaligen Kohle-Gebieten ist ein sinnvoller Schritt in Richtung nachhaltiger Energiezukunft. Greentech-Projekte wie dieser Solarpark können Jobs sichern, regionale Wertschöpfung schaffen und den Strukturwandel beschleunigen.

Aber: Ohne klare Aufarbeitung der Vergangenheit und echte Mitbestimmung der lokalen Bevölkerung bleibt die Frage, ob der Wandel wirklich nachhaltig ist – oder nur ein grüner Anstrich auf einem alten Problem.

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