Es wird kälter, die Heizungen werden aufgedreht und die Bäume verlieren ihre Blätter. Dass diese Dinge gerade jetzt, auch vor dem Hintergrund der Energiekrise, mehr miteinander zu tun haben, als man vielleicht denkt, zeigt eine neue Studie vom Leibniz-Instituts für Agrartechnik und Bioökonomie (ATB).
Hier wurde nämlich festgestellt, dass vorbehandeltes Laub in einer Biogasanlage Strom und Wasser erzeugen und zudem Treibhausgase reduzieren kann.

Kompostierung von Laub sorgt für 49 Kilogramm CO2 pro Tonne
Laubbedeckte Straßen sind auch in Berlin jährlich vorzufinden. Mitarbeiter*innen der Stadtreinigung sammeln an die 36.000 Tonnen Laub auf den knapp 5.500 Kilometern der Berliner Straßen ein. Eine beachtliche Zahl an Blättern, die bisher auf dem Kompost landet und pro Tonne für 49 Kilogramm CO2 sorgt.
Aus diesem Grund sahen sich Wissenschaftler*innen des ATB in Potsdam die Laubabfälle und deren mögliche Verwertung mal genauer an. In der Studie, die in der Fachzeitschrift Resources, Conservation and Recycling veröffentlicht wurde, bewerteten die Forscher*innen Kompostierung und die Nutzung der Blätter in Biogasanlagen im Vergleich.
Biogas aus Laub reduziert Emission von Treibhausgasen
Die Ergebnisse können sich sehen lassen. Die Erzeugung von Biogas aus Laub kam hinsichtlich der Emissionen von Treibhausgasen auf -140,1 kg CO2-Äquivalente pro Tonne Laub. Wurde das Laub bereits vorbehandelt, zum Beispiel durch Silierung, liegt der Wert bei -167,4 kg. Im Vergleich zu den 49 kg, die bei der Kompostierung zusammenkommen, ein deutlicher Unterschied.
In die Berechnung der Emissionen flossen übrigens mehrere Faktoren ein, unter anderem die Kohlenstoffassimilation der Pflanzen während des Wachstumsprozesses und der Einsatz von kraftstoffabhängigen Maschinen wie Laubbläser und Kehrmaschinen. Sogar die Emissionen aus Herstellung und Betrieb der Maschinen wurden berücksichtigt.
Biogas statt fossilem Erdgas: Ein nachhaltigerer Energiekreislauf?
Das erzeugte Biogas kann man zudem nutzen, um fossiles Erdgas in lokalen Gasnetzen zu ersetzen. Es kann also zur Erzeugung von Strom und Wärme verwendet werden.
Derzeit produzieren mehr als 9000 deutsche Biogas-Kraftwerke mehr als 58 Prozent der gesamten aus Biomasse generierten Elektrizität.
Neben der Studie des ATB beschäftigen sich auch weitere Forscher*innen mit der Verwertung von Laub für Biogas. Beispielsweise betrachtet das Fraunhofer UMSICHT mit dem Projekt „LaubCycle“, ob sich hierdurch ein neuer, nachhaltiger Energiekreislauf etablieren könnte.
Vorerst sind natürlich weitere Untersuchungen dazu nötig, wie kostenintensiv und rentabel das Ganze schlussendlich auf längere Zeit ist. Aber wer weiß: vielleicht könnte sich die Nutzung von Laub für Biogas auf Dauer als gute Möglichkeit zur Entsorgung der Blätter und als positiv für die Umwelt erweisen.