Green Building from Organically Grown Bricks, at New York's MoMA PS1 / Image Credit: The Livingmage / Foto Credit: The Living via Urbannext
Green Building from Organically Grown Bricks, at New York’s MoMA PS1 / Image Credit: The Livingmage / Credit: The Living

Einfach mal eine neue Hauswand „züchten.“ Das Konzept ist mit neuen Innovationen der Biotechnologie gar nicht mal so abwegig. Sogenannte „also lebende Baumaterialien könnten in Zukunft eine Alternative für andere Ressourcen-schlingende Prozesse sein. Und zwar auf Basis von Mikroorganismen wie Pilzen und Bakterien.

„Lebender“ Beton aus Bakterien ist selbst-heilend und kann nachgezüchtet werden

Ein Baustoff, den man vermehren kann, der sich selbst repariert und CO2 verringert – mit den Living Building Materials kein Wunschdenken mehr. Auf Basis verschiedener Organismen stellen Forschende seit einigen Jahren diese lebenden Baumaterialien her.

Dazu zählt zum Beispiel „lebender“ Beton aus Bakterien, wie Forschende der Universität Colorado präsentieren. Bei der Entwicklung wird auf die Verarbeitung von Cyanobakteria gesetzt, die mit Sand und Nährstoffen gemischt werden und dadurch Kalziumkarbonat bilden. Zur Beschleunigung wird Gelatine hinzugegeben. Wenige Tage später stirbt ein Teil der Bakterien ab, und das Material trocknet und verfestigt sich.

LBM für bessere Ökobilanz – Verarbeitung verbraucht Kohlendioxid

Da einige Bakterien aber weiterleben, kann aus Teilen wieder neues Material gezüchtet werden. Es wird demnach möglich beschädigte Gebäudeteile nachzuzüchten. Laut den Forschenden vermehre sich der Baustoff exponentiell, halte allerdings weniger Belastung aus als der herkömmliche Beton.

Netter Nebeneffekt des Prozesses: Bei der Verarbeitung betreiben die Bakterien Photosynthese. Dadurch wird Kohlendioxid verbraucht und Sauerstoff freigesetzt, weswegen das Ganze deutlich umweltfreundlicher ist als der herkömmliche Beton-Prozess.

Verschiedenes Material: Darunter Blöcke aus Pilz-Faden Netzwerken

Bakterien stellen jedoch nicht die einzige Basis für lebende Baustoffe dar. Auch Myzelien, die Netzwerkartigen Fäden-Strukturen von Pilzen, sind im Gespräch.

Je nach Spezies haben die Myzelien unterschiedliche Eigenschaften, die sie für verschiedene Anwendungsmöglichkeiten optimal machen. Für Bauten eignen sich dichtere Netzwerke besser.

Die Fäden lassen sich in Formen züchten und trocknen, bevor die tatsächlichen Pilze beginnen zu wachsen. Trocknet man die Myzelien nur teilweise, besteht auch hier wieder die Möglichkeit, durch eine Re-Hydration das Wachstum fortzusetzen.

Sie lassen sich entweder in Blocks züchten oder aber auch mit einem Substrat vermengen und per 3D-Druck formen.

Zudem verbrauchen Myzelien mehr Kohlendioxid als sie produzieren. Auch sie sind demnach „carbon negative.“

Ein Beispiel des Baumaterials stellt die „Hy-Fi“ Struktur der Firma „The Living“ dar, die bei diesem Gebäude bereits das Material einsetzte.

Blühend und nachhaltig: LBMs sind organisch abbaubar

Neben Bakterien und Pilzen wird auch mit blühenden Gebäuden experimentiert, indem man mit einer Mixtur aus Erde und Samen arbeitet, die in grüne Fassaden aufblühen.

Der Vorteil dieser Variante, wie auch der anderen beiden lebenden Baumaterialien ist es, dass sie organisch abbaubar und kompostierbar sind sowie eben sehr klimafreundlich in Hinblick auf CO2.

Zwar müssen alle Möglichkeiten weiter erforscht werden, aber wer weiß? Vielleicht wohnen wir irgendwann in Häusern aus umweltfreundlichen, lebenden Baumaterialien.