
Das Start-up Marvel Fusion arbeitet zusammmen mit der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) an der Energieerzeugung der Zukunft. Erforschen wollen die Kooperationspartner, wie ein neuer Ansatz zur Kernfusion auf Basis von starken Lasern für eine saubere und sichere Energieerzeugung genutzt werden kann.
Einer der stärksten Laser der Welt auf dem Universitätscampus in Garching bei München soll die Grundlagen überprüfen, auf denen Marvels Ansatz zum Bau neuartiger Fusionskraftwerke basiert, wie Universität und Unternehmen gestern bekanntgaben. Marvel, das in München ansässig ist, will dafür mehrere Millionen Euro investieren.
Sichere Kernfusion: In Garching werden Grundlagen für neuartige Kraftwerke geprüft
Auch der Freistaat Bayern gibt 2,5 Millionen Euro, die allerdings in die Verbesserung des Lasers am Centre for Advanced Laser Applications (Cala) fließen, mit dem in verschiedensten Bereichen geforscht wird. Marvel profitiert für sein Projekt sichere Kernfusion also nur indirekt von der Förderung.
Ziel von Marvel ist es, binnen zehn Jahren Fusionskraftwerke zu bauen, bei denen mit Hilfe von extrem kurzen aber starken Laserpulsen das Element Bor mit Protonen zu drei Heliumteilchen verschmolzen wird. Dabei soll Energie freiwerden, aus der Strom gewonnen werden kann.
Bei Kernfusion kein sehr lange strahlender Müll
Anders als Kernspaltung erzeugt Kernfusion keine großen Mengen lange strahlenden Mülls. Zudem sind katastrophale Kettenreaktionen ausgeschlossen. Der seit Jahrzehnten verfolgte klassische Ansatz zur Kernfusion versucht, Plasma mit Hilfe von Magnetfeldern zusammenzuhalten und sehr stark zu erhitzen.
Seit einigen Jahren gibt es allerdings eine Reihe von Unternehmen, die die Fusion mit Hilfe von Lasern erzeugen wollen. Marvel will winzige, sehr speziell geformte Ziele mit mehreren Lasern beschießen. Das soll Teilchen in den Zielen so stark beschleunigen, dass sie zusammenstoßen und fusionieren.
Das Ziel: Binnen zehn Jahren Fusionskraftwerke bauen
Noch ist nicht sicher, ob die Technologie funktionieren wird. Die Kernfusion sei «das Dauerversprechen zur Lösung der großen Energiefragen», sagte der bayerische Wissenschaftsminister Markus Blume bei der Unterzeichnung der Kooperationsvereinbarung. Man werde schauen, ob die Physik zulasse, was man sich verspreche. In Bayern habe man die Chance, einen Beitrag zu leisten, der weit über das hinausreiche, was an Ansätzen zur Fusion vorhanden sei.
Auch finanziell ist der Weg weit: Bisher hat Marvel nach eigenen Angaben rund 60 Millionen Euro an Kapital eingeworben. Sollte es zum Kraftwerksbau kommen, wären die Kosten mit mehreren Milliarden Euro ein Vielfaches. Gelingt die Kernfusion per Laser allerdings, könnte sie große Mengen Energie zu geringen Kosten erzeugen. Mittelfristig wolle man eine der kommerziell attraktivsten Energiequellen liefern, sagte Marvel-Chef Moritz von der Linden. Anfangs könnte der Strompreis ihm zufolge bei 10 Cent pro Kilowattstunde liegen, später bei 5.
Kritiker geben erneuerbaren Energien den Vorzug
Kritiker der Kernfusion weisen darauf hin, dass auch bei der sauberen Kernfusion radioaktiver Müll anfällt. Dass dieser nicht Zehntausende sondern nur 200 Jahre strahle, dürfte den kommenden Generationen kein Trost sein, meint etwa Greenpeace. Die Umweltschutzorganisation führt außerdem an, dass das radioaktive Material aus Kernfusionsreaktoren atomwaffentauglich sei. Umweltfreundlich, sicher und wesentlich kostengünstiger seien erneuerbare Energien.