Heizen mit Öl und Gas statt Greentech
Greentech fürs Heizen: Mit Wärmepumpen soll das Aus von Öl- und Gasheizungen beschleunigt werden, Foto: Foto: twenty20photos/Envato

Die Wärmewende hinkt der Stromwende deutlich hinterher. Die Bundesregierung will die Abkehr von Gas- und Öl-Heizungssystemen nun forcieren und vor allem den Einbau von Wärmepumpen forcieren. Die geplante Offensive soll unabhängig machen von fossilen Energien aus Russland und zugleich den Klimaschutz vorantreiben. Nur: Es fehlen Fachkräfte, die für die Umstellung auf die klimafreundlichen Anlagen gebraucht werden.

Wirtschaftsminister Robert Habeck sagte am Mittwoch nach einem virtuellen „Wärmepumpengipfel“ mit Unternehmen und Verbänden, Ziel seien sechs Millionen Wärmepumpen bis 2030. Im vergangenen Jahr seien 150 000 Wärmepumpen in Deutschland eingebaut worden. 2024 müssten es 500 000 sein. Das sei erreichbar.

Ziel: Sechs Millionen Wärmepumpen bis 2030

Insgesamt gibt es nach Angaben des Ministeriums derzeit rund eine Million installierte Wärmepumpen in Deutschland. Ihr Anteil an den neu installierten Heizungen betrug 2021 aber nur knapp 17 Prozent – Gasheizungen hatten einen Marktanteil von rund 70 Prozent.

Die Produktionskapazität für Wärmepumpen sei deutlich gesteigert worden, machte Habeck deutlich. „Aber natürlich gibt es auch eine Reihe von konkreten Problemen, die gelöst werden müssen.“ Über allem stehe die Frage von Fachkräften, vom Handwerk bis zur Produktion. Um mehr Fachkräfte zu gewinnen, müssten die Weiterbildung stärker unterstützt und Ausbildungsprüfungen angepasst werden. Außerdem gehe es um mehr Zuwanderung aus dem Ausland.

Rund 70 Prozent der Heizsysteme in Deutschland laufen mit Gas

Bauministerin Klara Geywitz sagte, über zwei Förderprogramme über die Staatsbank KfW sollten energetische Stadtsanierung und gebäudeübergreifende Quartierssanierung mitentwickelt werden. Die Wärmewende müsse außerdem bezahlbar sein. „Wärmepumpen müssen sich auch jene leisten können, die mit schmalem Geldbeutel haushalten müssen.“

Wärmepumpen beziehen einen Großteil der Energie zum Heizen aus der Umwelt, etwa Luft und Grundwasser. Um die Wärme nutzbar zu machen, benötigen sie Strom für Antrieb und Pumpe. Der Strom soll aus erneuerbaren Energien kommen. Wärmepumpen sind auch in vielen Bestandsgebäuden effizient einsetzbar. Die Fraunhofer IEG beschreibt Erdwärmepumpen als die vorteilhafteste Option, die nationalen Klimaziele für das Jahr 2045 zu erreichen und die Wärmeversorgung ohne Öl und Gas zu sichern und nachhaltig, versorgungssicher, regional und bezahlbar zu machen. Dazu hat die Einrichtung aktuell auch eine Roadmap mit Handlungsempfehlungen veröffentlicht.

Lange Lieferzeiten und Engpässe bei der Installation

Das Interesse an Wärmepumpen sei zuletzt stark gestiegen, so dass es bereits jetzt zu langen Lieferzeiten und Engpässen bei der Installation sowie bei den Netzanschlüssen kommen könne, so das Ministerium.

Die IG Metall verlangte von Handwerksunternehmen bessere Arbeitsbedingungen, um die Klimaziele der Bundesregierung nicht zu gefährden. „Zwei Drittel der jungen, gut ausgebildeten Beschäftigten im Handwerk wandern in andere Branchen ab“, erklärte Vorstandsmitglied Ralf Kutzner. Allein das Elektro- und das Sanitär-Heizungs-Klima-Handwerk verliert laut IG Metall in jedem Ausbildungsjahrgang über 18 000 Fachkräfte, unter anderem an die Industrie. Eine große Halte- und Rückholkampagne sei entscheidend, um das Ziel von jährlich 500 000 Wärmepumpen erreichen zu können.

DGB-Vorstandsmitglied Stefan Körzell sagte: „Gut ausgebildete Fachkräfte für eine Wärmepumpen-Offensive gäbe es genug. Nur haben die aufgrund schlechter Arbeitsbedingungen und Bezahlung dem Handwerk den Rücken gekehrt. Wir müssen diese Fachkräfte für die Energiewende zurückgewinnen, statt Laien in mehrwöchigen Crashkursen zu Handlangern zu machen.“ Die FDP-Politikerin Sandra Weeser, Vorsitzende des Bauausschusses im Bundestag, sagte: „Ohne zusätzliche Handwerker bleibt das Ziel 500 000 Wärmepumpen im Jahr zu installieren eine gut gemeinte Hoffnung.“