
Fünf innovative Vorhaben in Baden-Württemberg zur Rückgewinnung hochwertiger Rohstoffe aus Abfall und Abwasser werden mit einem Förderprogramm der EU für regionale Entwicklung vorangebracht.
Darunter eine Insektenbioraffinerie, die unter Federführung des Fraunhofer IGB in Stuttgart-Vaihingen in Zukunft mithilfe von Insektenlarven hochwertige Produkte aus Abfall- und Restströmen gewinnen will, die Verarbeitung von Bioabfall zu Produkten und Rohstoffen wie Fasern oder Blumentöpfen oder auch der Einsatz von Purpurbakterien und Algen, die aus industriellen Abwasser- und Reststoffströmen beispielsweise Biowasserstoff erzeugen sollen.
„Bio-Ab-Cycling“: 19 Millionen von EU und Land
Das Förderprogramm nennt sich „Bioökonomie Bio-Ab-Cycling“. Insgesamt fließen für die fünf Projekte, die alle im Raum Stuttgart entwickelt durchgeführt werden, rund 19 Millionen Euro aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) und aus Landesmitteln.
Das Fraunhofer IGB ist an allen fünf Bioraffinerie-Projekten beteiligt, an drei der Projekte in Federführung.
KoalAplan: Rohstoffe aus kommunalem Abwasser für bio-basierten Kunststoff
Auf dem Forschungsklärwerk der Universität Stuttgart in Büsnau sollen anhand verschiedener biologischer Verfahren hochwertige Produkte aus kommunalem Abwasser gewonnen werden.
Dazu gehören unter anderem Ammoniumstickstoff als Dünger, Wasserstoff und Polyhydroxyalkanoate (PHA) als Rohstoff für bio-basierten Kunststoff. Das Projekt wird mit rund 2,3 Millionen Euro aus EFRE- und Landesmitteln gefördert. Das Projekt wurde bei der EU-Kommission als Projekt von strategischer Bedeutung angemeldet.
InBiRa: Upcycling von Lebensmittelabfällen durch Fliegenlarven
Für den Bau dieser hochinnovativen Insektenbioraffinerie erhält das Projekt InBiRa rund 3,9 Millionen Euro Fördermittel der EU und des Landes. In den Technikumshallen des Fraunhofer IGB in Stuttgart-Vaihingen sollen dann in Zukunft mithilfe von Insektenlarven hochwertige Produkte aus Abfall- und Restströmen gewonnen werden.
Möglich machen das die Larven der Schwarzen Soldatenfliege, durch deren Aufbereitung unter anderem aus Lebensmittelabfällen Proteine, Fette und Chitosan hergestellt werden. Auch dieses Projekt wurde bei der EU-Kommission als Projekt von strategischer Bedeutung angemeldet.
BW2Pro – Biowaste to Products: Fasern, Blumentöpfe, Dünger und Biogas aus Abfall
Mit rund 5,9 Millionen Euro fördern EU und Land den Bau einer Bioabfallraffinerie auf dem Gelände der kommunalen Biogasvergärungsanlage der Abfallwirtschaft Rems-Murr AöR (AWRM) in Backnang.
Hier soll in Zukunft täglich eine Tonne Bioabfall zu Produkten und Rohstoffen wie zum Beispiel Fasern, Blumentöpfe, Dünger und Biogas verarbeitet werden.
SmartBioH2-BW – Biowasserstoff aus industriellen Abwasser- und Reststoffströmen
Eine Bioraffinerie in eine bestehende Industrieumgebung am Standort der Evonik Operations GmbH in Rheinfelden zu integrieren, ist das Ziel des Projekts Smart-BioH2-BW, das mit insgesamt drei Millionen Euro gefördert wird.
Mittels zweier miteinander verknüpfter biotechnologischer Verfahren (Purpurbakterien und Algen) sollen in dem Projekt aus anfallenden industriellen Abwasser- und Rest-stoffströmen Biowasserstoff und weitere Produkte wie beispielsweise Carotinoide erzeugt werden.

RoKKa – Klärschlamm als Rohstoffquelle und Klimaschutz auf Kläranlagen
Um die Produktion von Wertstoffen auf der kommunalen Kläranlage Erbach/Donau zu demonstrieren, erhält das Projekt RoKKa rund 3,8 Millionen Euro an EU- und Landesmitteln.
Dabei werden verschiedene Anlagen zur Stickstoff-Rückgewinnung, Phosphor-Rückgewinnung, die Abtrennung und das Recycling von CO2 sowie die Elektrosynthese und Mikroalgenproduktion eingesetzt und kombiniert.