Ok, die Nachricht ist etwas übertrieben. Tokelau ist kein richtiger Staat. Und nein, der Atoll-Haufen bezahlt die Solar-Kollektoren auch nicht aus der eigenen Tasche. Also alles Mist?
Nein! Auch wenn Tokelau keine souveräne Regierung hat und faktisch ein Teil Neuseelands ist, so ist doch bemerkenswert, dass ein zusammenhängendes Gebiet komplett auf Solar-Strom umstellt. Gerade einmal 4.000 Kollektoren reichen aus, um die 1.500 Bewohner mit grünem Strom zu versorgen. Dass ausgerechnet jener Flecken der Erde, der erst in den 90er-Jahren einen eigenen Telefon-Anschluss bekam, nun Spitzenreiter in der regenerativen Strom-Versorgung ist, liegt natürlich auch im Eigeninteresse.
Die höchste Erhebung der drei Atolle liegt bei 5 Metern. Kein Berg, kein Hügel, auf den die Bewohner fliehen können, wenn sie das Meer bedrängt. Und es kommt näher. Mindestens einen halben Meter soll der Meeresspiegel bis zum Jahr 2100 steigen. Pro Zentimeter, die das Meer ansteigt, verliert eine Küste einen Meter Strand. Um den wertvollen Boden ihrer rund 4 Quadratkilometer kleinen Atolle zu schützen, haben die Bewohner eine Mauer um ihre Insel gebaut, die sie ständig erweitern. Und trotzdem kommt es immer wieder zu Natur-Katastrophen. Erst im vergangenen Jahr wurde das Trinkwasser knapp, weil Meerwasser ins Reservoir eingedrungen ist.
Wer auf Tokelau wohnt ist weitestgehend auf sich gestellt und von der Gnade der Natur abhängig. Die nächste bewohnte Insel ist Samoa – 500 Kilometer entfernt. Das Schiff dorthin fährt etwa zwei Mal im Monat. Einen Flughafen gibt es auf Tokelau so wenig wie Industrie. Mit jährlichen Einnahmen von unter 500.000 Dollar kann sich die Regierung auch wirtschaftlich nicht alleine über Wasser halten.
Verständlich also, dass Tokelau beim Bau ihrer Solar-Anlage auf Neuseeland angewiesen ist. Der große Bruder wird die 7,5 Millionen Dollar für die Installation und Wartung übernehmen. Die bisherige Stromversorgung der Inseln lieferten Diesel-Generatoren, deren Betrieb pro Jahr 1 Million Dollar verschlang (rund 700 Dollar pro Einwohner). Sind die neuen Solar-Panels erst einmal abbezahlt, laufen sie immer noch gute 20 Jahre kostenlos bevor die nächste große Wartung ansteht.
Natürlich erheben sich auch kritische Stimmen, die sich vor allem in Neuseeland daürber ärgern, dass fern im Pazifik investiert wird und nicht vor ihrer eigenen Haustür. Das ist nachvollziehbar aber dumm. Jemand muss vorangehen. Und die drei kleinen Atolle im Pazifik werden als allererstes ausgelöscht, wenn der Klimawandel den Meeresspiegel weiter nach oben treibt. Neuseeland kommt erst etwas später dran.
[Link] [via] Photos: Marshman/CC BY-SA 3.0