Taxi für nur einen PassagierVorne? Hinten? Wo steigt man ins Taxi ein? Wohl jeder kennt diese Frage. Ginge es nach Friedhelm Schwarz, wäre damit Schluss. Der Taxi-Unternehmer aus dem münsterländischen Ibbenbüren will mit Zweisitzern als Taxen die deutschen Straßen erobern. Bei 70 Prozent aller Fahrten fahre nur ein Gast mit, sagt der 55-Jährige und beruft sich auf Statistiken. «Viertürige Taxen fahren also bei den meisten Fahrten Luft durch die Gegend.»

Deswegen hatte Schwarz eine für sein Gewerbe revolutionäre Idee: Warum nicht mit Taxis fahren, die nur zwei Sitze haben? Die weniger Sprit und weniger Platz auf den Straßen brauchen? Klingt relativ simpel – ist es aber nicht.

Denn eine bundesweite Verordnung für Taxis schreibt für die Beifahrerseite der Autos mindestens zwei Türen vor. Für seine Idee braucht Schwarz deswegen eine Ausnahmegenehmigung der Landesbehörden – und die stellen sich quer. Als einziges Bundesland gab bisher nur Schleswig-Holstein grünes Licht. Dort rollen in den Städtchen Husum und Heide seit ein paar Tagen Deutschlands erste Taxi-Zweisitzer: umgerüstete Smarts in einheitlichem «hellelfenbein». Auf Sylt soll ein solches «SmaTax» an diesem Montag starten.

In den meisten anderen Bundesländern will man von den Zweisitzern dagegen nicht viel wissen. Vertreter von Bund und Ländern hatten sich nach Angaben des Verkehrsministeriums NRW im Oktober 2009 mit dem Thema beschäftigt – und sich mehrheitlich dagegen entschieden.

«Wir haben alle 16 Verkehrsministerien angeschrieben», erzählt Schwarz. Nur Schleswig-Holstein habe bisher die Ausnahmegenehmigung erteilt. Aus dem Verkehrsministerium in Kiel heißt es: «Es hat uns weniger die Frage geleitet, welche Gründe dafür sprechen – sondern wir haben im Gegenteil keine Gründe dafür gefunden, die dagegen sprechen.»

Schwarz versteht das «Nein» der Behörden nicht. «Ein Smart verbraucht weniger Kraftstoff als ein Viertürer», sagt er. Das habe zwei Vorteile: Zum einen zähle der kleine Flitzer wegen seines geringen CO2-Ausstoßes zu den umweltverträglichsten Automarken. Zum anderen könnten die Einsparungen bei den Spritkosten an die Fahrgäste weitergegeben werden – mit geringeren Preisen.

Doch genau das ist nicht so einfach. Denn die Kreis- oder Landesbehörden legen die Fahrpreise für die sogenannten Pflichtfahrgebiete fest, das sind die Bereiche, in denen die Taxifahrer befördern müssen. Soll dieser Tarif geändert werden, müssen Vertreter des Taxigewerbes – also zum Beispiel ein Taxiverband – einen Antrag stellen. Dort ist man von den Plänen des Unternehmers Schwarz allerdings weniger angetan.

«Herr Schwarz würde dadurch die Preise kaputt machen», sagt etwa Matthias Schmidt vom Taxi Verband Deutschland und verweist darauf, dass das Taxigewerbe ohnehin wirtschaftlich stark angeschlagen sei. Davon abgesehen sei ein Zweisitzer als Taxi grundsätzlich eine absurde Idee. «Wir sind vom Staat an die Beförderungspflicht gebunden. Dafür müssen wir nur 7 statt 19 Prozent Mehrwertsteuer zahlen», erklärt Schmidt. «Was macht Herr Schwarz also, wenn zwei oder drei Leute in seinem Smart mitfahren wollen und kein anderer Taxi-Fahrer in der Nähe ist?»

Schwarz will sich davon nicht abschrecken lassen und weiter für seine zweitürigen Taxen kämpfen. Dafür hat er seinen eigenen Taxi-Verband gegründet – für die Einpersonenbeförderung.

[Photo: dpa]
Noch mehr Greentech-News gefällig? Folgt TechFieber Green bei Twitter!