Es war der mit Abstand dreisteste Fall des Diebstahls einer Photovoltaikanlage, mit dem sich die Polizei in Mecklenburg-Vorpommern 2009 beschäftigen musste. «Die Diebe schlugen innerhalb eines Monats bei einem einzigen Objekt dreimal zu», erzählt Olaf Seidlitz, Sprecher des Landeskriminalamts (LKA) Mecklenburg-Vorpommern. Beim ersten Diebstahl hätten die Täter zehn Solarmodule vom Dach der Scheune geklaut, beim zweiten 30 und beim letzten schließlich 50. «Dem Eigentümer wurde Schritt für Schritt das gesamte Dach abgeräumt», sagt Seidlitz.
Auch wenn die Täter nicht bei allen Diebstählen von Solarstromanlagen so umfassend zuschlagen, sieht das LKA die Entwicklung mit Sorge. 2009 registrierte die Polizei den Angaben zufolge im Land 22 Fälle, in denen Solarmodule oder Wechselrichter gestohlen wurden. Die Schadenshöhe belief sich auf insgesamt 970 000 Euro. 2008 wurden zehn Fälle mit einem Schaden von 11 000 Euro verzeichnet. «Zwar ist die Zahl der Fälle gemessen an den insgesamt knapp 55 000 Diebstahlsdelikten im vergangenen Jahr gering, aber der entstandene Schaden ist wegen des Werts der Anlagen stets sehr hoch», erläutert Seidlitz die Situation.
Ein besonders beliebtes «Revier» für die Diebe ist der Bereich der Polizeidirektion Neubrandenburg. Zwölf der registrierten Diebstähle des Jahres 2009 wurden hier begangen. Einen Schwerpunkt bildete der Landkreis Demmin. «Die Gegend ist dünn besiedelt und die Täter können vergleichsweise ungestört agieren. Zugleich gibt es auf den Dächern der zahlreichen landwirtschaftlichen Gebäude besonders viele Photovoltaikanlagen», versucht Seidlitz das Phänomen zu erklären.
Auch die Neubrandenburger Polizeibeamten haben beobachtet, dass große Anlagen auf Dächern landwirtschaftlicher Betriebe oder von Firmen in Gewerbegebieten ein bevorzugtes Ziel der Diebe sind. «Bei Privatgebäuden in Wohngebieten kommt das selten vor», sagt Sprecher Torsten Dowe. Meist kommen die Diebe nachts oder am Wochenende, wenn sie besonders ungestört agieren können.
Die sprunghaft angestiegenen Fallzahlen im letzten Jahr erklärt sich Dowe mit dem Boom der Solaranlagen. «Der Bund schraubt die finanzielle Förderung in diesem Bereich jedes Jahr ein wenig zurück. Viele Leute, die eine Begünstigung noch nutzen wollen, schaffen sich jetzt Anlagen an», vermutet Dowe. Gelegenheit mache eben auch hier Diebe. Außerdem führt die hohe Nachfrage nach LKA-Beobachtungen mitunter zu Lieferengpässen bei Solarmodulen. Der potenzielle Kundenkreis für den Weiterverkauf der gestohlenen Ware ist somit gleich vorhanden.
Bundesweit seien inzwischen etwa 550 000 Photovoltaikanlagen registriert, die 2009 rund 6400 Gigwattstunden Strom erzeugten, sagt David Wedepohl, Sprecher des Bundesverbandes Solarwirtschaft in Berlin (BSW). Für Mecklenburg-Vorpommern liegen dem Verband keine Zahlen vor. Der Wert von Photovoltaikanlagen schwankt je nach Leistungskapazität und kann sich auf mehrere zehntausend Euro belaufen.
Die Aufklärungsquote beim Diebstahl von Solaranlagen sei «schlecht», sagt der LKA-Sprecher. «Uns fehlen einfach Hinweise auf die Täter», erklärt er. Seiner Ansicht nach machen es viele Eigentümer den Dieben schlicht zu einfach. «Notieren Sie sich die Herstellernummern der Module», rät Seidlitz den Besitzern. Nur so könnten gestohlene und beschlagnahmte Geräte einem möglichen Tatverdächtigen zugeordnet und dem Eigentümer zurückgegeben werden.
Die Polizeidirektion Neubrandenburg möchte die Besitzer von Photovoltaikanlagen für die Diebstahlsgefahr sensibilisieren und hat einen Flyer mit Sicherheitsempfehlungen erstellt, der im Internet heruntergeladen werden kann (polizei.mvnet). «Die Sicherung der Anlagen ist im Verhältnis zu ihren Anschaffungskosten nicht besonders teuer», gibt Torsten Dowe zu bedenken.
[TechFieber Green/mei/ddp] [Photo Solon ]
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