Beim angeschlagenen Solarunternehmen Q-Cells wächst nach dem Katastrophenjahr 2009 wieder der Optimismus. Das Unternehmen wolle 2010 operativ wieder einen kleinen Gewinn erzielen, heißt es im am Mittwoch veröffentlichten Geschäftsbericht. Der Ausblick sei allerdings noch sehr unsicher, warnte der seit zwei Wochen amtierende Interims-Vorstandschef Nedim Cen bei der Bilanz-Pressekonferenz in Frankfurt. So ließen sich die Auswirkungen der von der Bundesregierung geplanten Kürzungen der Solarförderung weiterhin nicht abschätzen.
Auch die Verzögerung von Genehmigungsverfahren für Großkraftwerke insbesondere in Italien könnte sich auf die Erträge auswirken. Gelingen soll die Trendwende im operativen Geschäft auch durch die geplante Erweiterung des Geschäfts. So kündigte das bislang auf Solarzellen spezialisierte Unternehmen den Einstieg in das margenstärkere Modulgeschäft an. Die zuletzt schwergebeutelte Aktie legte bis zum Nachmittag gut 7,5 Prozent zu.
DERZEIT AUSVERKAUFT
Der Umsatz soll 2010 wieder auf 1 bis 1,2 Milliarden Euro steigen. Dabei profitiert das Unternehmen von der anhaltend hohen Nachfrage in Deutschland.“Wir sind derzeit ausverkauft“, sagte Cen. Im dritten Quartal rechnet er miteinem Einbruch, das hänge aber direkt mit den politischen Entscheidungen in Berlin zusammen.
2009 hatte Q-Cells wegen des dramatischen Preisverfalls von mehr als 50 Prozent bei Zellen einen Umsatzrückgang um ein Drittel auf 802 Millionen Euro hinnehmen müssen. Unter dem Strich stand aufgrund von Abschreibungen auf Beteiligungen ein Fehlbetrag von knapp 1,4 Milliarden Euro. Insbesondere die wachsende Konkurrenz aus China machte Q-Cells zu schaffen.
NEUE STANDBEINE
Um den Weg aus der Krise zu schaffen, will die TecDax-Gesellschaft aus Bitterfeld-Wolfen (Sachsen-Anhalt) neue Geschäftsfelder erschließen. Bereits im April will sie eigene kristalline Solarmodule vermarkten. Damit treibt Vorstandschef Cen den Wandel vom reinen Solarzellen-Hersteller zum Anbieter von kompletten Photovoltaik-Lösungen voran. Er will so das Risiko stärker verteilen.
Die Produktion der Module übernimmt der Auftragsfertiger Flextronics, der dafür genaue Vorgaben von Q-Cells erhält. Die Sachsen-Anhalter müssen damit nicht in eine eigene Fabrik investieren. Q-Cells selbst fährt derzeit eine Zellenproduktion in Malaysia hoch. Für den Vertrieb baut Q-Cells derzeit Teams auf. Mit dem Schritt zum Endprodukt tritt Q-Cells nun in Konkurrenz zu seinen bisherigen Kunden.
PROJEKTGESCHÄFT SOLL BREITER WERDEN
Parallel will Q-Cells sein Projektgeschäft auf eine breitere Basis stellen.Die Tochter QCI, die sich bislang auf Entwicklung, Bau und Betrieb vonGroßkraftwerken konzentrierte, soll künftig stärker auch mittelgroße Projekte zwischen 0,5 und 5 Megawatt in Angriff nehmen. Zielgruppe sind gewerbliche und industrielle Kunden.
Zugleich will Cen, der nach dem überraschenden Rücktritt von Anton Milner vor zwei Wochen den Vorstandsvorsitz übernahm, die Restrukturierung vorantreiben. Der Sanierungsexperte, der zudem weiter Geschäftsführer beim Restrukturierungsberater Alvarez & Marsal ist, wurde vom Großaktionär GoodEnergies Mitte 2009 als Sanierer zu Q-Cells geholt. Seitdem hat das Unternehmen in Bitterfeld 500 Stellen gestrichen.
ZUKUNFT DER TECHNOLOGIEBETEILIGUNGEN OFFEN
Als nächstes sind die zahlreichen Technologiebeteiligungen an der Reihe. Lediglich das Dünnschicht-Geschäft von Solibro gehört für Cen noch zum Kerngeschäft. Für andere Geschäftsfelder sucht Q-Cells Käufer oder Partner. Noch im ersten Halbjahr soll sich ihre Zukunft klären. Gelungen ist das bereits bei Sovello. Am Montag unterzeichnete einen Verkaufsvertrag mit dem Finanzinvestor Ventizz Capital.
Analysten blieben zunächst skeptisch. Ob Q-Cells mit der Neuausrichtung wettbewerbsfähig werde, bleibe abzuwarten, schrieb Michael Tappeiner von der Unicredit. Equinet-Analyst Sebastian Growe bemängelte, dass das Preisniveau von Q-Cells immer noch 10 bis 15 Prozent über dem von asiatischen Wettbewerbern liege und die Finanzierung von Großanlagen schwierig bleibe.
[TechFieber Green]
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