Soll man sie nun Modemacherin oder Wissenschaftlerin nennen oder ist sie bloss eine spleenige Britin. Ist sie gar Veganerin? Susanne Lee träumt davon „wortwörtlich ein Kleid aus einem Bottich voll Flüssigkeit wachsen zu lassen“. Ihrem Ziel ist sie ein guter Stück vorangekommen, seit sie ihr erstes „pflanzliches Leder“ in Händen hält. Bakterien haben dafür als Angestellte der Firma „BioCouture“ die Fäden gesponnen.
Das geht so: Lee verrührt Bakterien mit dem Gärgetränk Kombucha und Hefe, gibt Zucker und Grünen Tee dazu und wartet zwei bis drei Wochen. So lange brauchen die kleinen Tierchen, ein zellulosegleiches Material zu produzieren, das Lee zu Stoff verarbeitet.
Die Erfinderin ist Wissenschaftlerin an der University of the Arts in London und beschäftigt sich auch mit Nanotechnology. Für Aufsehen sorge sie in der Szene mit dem Buch „Fashioning the Future. Tomorrow´s Wardrobe“. Seit 2003 werkelt sie an ihrem Leder. Auf Bildern erinnert es an Hautfetzen, die Schmetterlinge und Reptilien bei der Häutung zurücklassen.
Lee preist ihr „pflanzliches Leder“ als 100 Prozent öko, frei von Giften, komplett kompostierbar und mit nur minimalem CO2-Fußabdruck. Mit der grünen Bilanz kommt keine noch so nachhaltig gezogene Baumwolle mit. Sogar das Färben geschieht natürlich mit Blaubeeren und Rote Beete.
Öko hin oder her, zu sehr darf man Lees Leder der Natur nicht aussetzen. Das Material ist nicht wasserfest. Im Regen verwandelt es sich in eine „schwere, sumpfige Ferkelei“, räumt Lee ein. Die nächste Aufgabe für ihre Bakterien-Zucht ist es, wasserabweisende und wasserfeste Stoffe zu spinnen. Dann könne man mit dem Material Autos und Gebäude überziehen, Bücher einbinden und sogar Zelte nähen.
Als Blog aus Schwaben fragen wir: Was kostet das? Keine Ahnung, sagt Lee, noch forscht sie und der Stoff ist unverkäuflich.