[Energie-Business] Wirtschaftsprüfer belasten Energie-Riese Vattenfall

Wirtschaftsprüfer sollen nach einem „Spiegel“-Bericht dem Energiekonzern Vattenfall Bilanztricks zum Nachteil für die Stadt Hamburg vorgehalten haben. Nach Schätzungen, die Experten der Hamburger Stadtentwicklungsbehörde2009 anstellten, sei die Hansestadt durch die Vattenfall-Bilanzjongleure um Einnahmen in Höhe von 50 bis 70 Millionen Euro gebracht worden, berichtete das Hamburger Nachrichtenmagazin. Ein Vattenfall-Sprecher wies die Vorwürfe am Sonntag als sachlich nicht haltbar zurück und äußerte zudem den Verdacht politischer Motive.

Experten der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Göken, Pollat und Partner (GPP) haben laut „Spiegel“ 2009 im Auftrag der Stadtentwicklungsbehörde einen Bericht gefertigt. Demzufolge soll Vattenfall seine Fernwärmesparte über Jahre systematisch arm gerechnet haben, um ein „Sondernutzungsentgelt“ zu vermeiden. Eine solche Gebühr sei im Konzessionsvertrag mit der Stadt vereinbart worden, „wenn mit dem Fernwärmebereich Gewinne erwirtschaftet“ werden. Doch das sei angeblich nie der Fall gewesen. So habe Vattenfall für das Jahr 2007 Verluste von rund 14 Millionen Euro gemeldet. Die Prüfer hätten dagegen ein Plus von mindestens 30 Millionen Euro festgestellt.

Der „Spiegel“ zitierte aus dem nach eigenen Angaben ihm vorliegenden streng vertraulichen Bericht: „Die von Vattenfall vorgelegte Ermittlung des Ergebnisses für den Geschäftsbereich Fernwärme entspricht unseres Erachtens nicht den vertraglichen Regelungen.“

Der Vattenfall-Sprecher sagte der Deutschen Presse-Agentur am Sonntag, der Konzern habe sich „jederzeit vertragskonform“ verhalten. Die Stadt habe zu keinem Zeitpunkt bis 2009 die übermittelten Geschäftsergebnisse angezweifelt. Im übrigen hätten alle Vattenfall-Berichte in den vergangenen Jahren von einem renommierten Wirtschaftsprüfer ein Testat als einwandfrei erhalten. Im übrigen seien die genannten Größenordnungen für Sondernutzungsentgelte völlig überhöht. In Hamburg zahle kein einziger von derzeit acht Fernwärme-Anbietern ein Sondernutzungsentgelt. „Vattenfall wird hier einfach herausgepickt, wir gehen davon aus dass dies politisch motiviert ist“, sagte der Unternehmenssprecher.

In Hamburg setzt sich eine Bürgerinitiative für ein Volksbegehren ein, die Strom-, Gas- und Fernwärmenetze wieder in öffentliche Hand zu geben.

Der Landesrechnungshof hatte nach Darstellung des „Spiegels“ schon 2007 eine „unzureichende Prüfung“ der Vattenfall-Angaben durch die Verwaltung bemängelt und den Verdacht geäußert, es könne nicht ausgeschlossen werden, dass „die Gewinnermittlung für Hamburg nachteilig“ sei.