Daimler-Chef Dieter Zetsche hat sich gegen den Vorwurf zur Wehr gesetzt, die deutschen Autohersteller hätten den Trend zu Elektroautos verschlafen. «Das entspricht nicht der Realität», sagte er am Dienstag in Berlin auf einem Kongress des «Tagesspiegels». Daimler werde noch in diesem Jahr mit Evonik in Kamenz/Sachsen mit der Fertigung von Lithium-Ionen-Batterien beginnen. Diese würden in ein gemeinsames Fahrzeug von Daimler und Renault/Nissan eingebaut.
In 50 Jahren würden alle Autos kein CO2 mehr ausstoßen, sondern alle elektrisch fahren, fügte Zetsche an. Ob dies mit Batterien oder mit Wasserstoff geschehe, sei aber heute nicht klar.
Bei der Entscheidung für Kamenz habe das Konsortium auch Nissan-Batterien aus Japan geprüft, sich aber dagegen entschieden, sagte Zetsche. Batterien sind meist schwer und werden nur selten über große Distanzen transportiert. Im Werk Berlin-Marienfelde werde Daimler im kommenden Jahr die Produktion von Elektromotoren für Hybrid-Fahrzeuge beginnen, sagte Zetsche weiter.
Wenn es keine staatlichen Kaufprämien für Elektroautos in Deutschland gebe, sei das Ziel von einer Million dieser Wagen auf den Straßen nicht zu erreichen, fügte Zetsche an. Die Zahl werde dann nur halb so groß sein. Er verstehe die ordnungspolitischen und fiskalischen Gegenargumente. Er hoffe aber, dass diese Entscheidung in ein, zwei Jahren noch einmal überdacht werde. Bis dahin hätten die deutschen Hersteller auch mehr Elektroautos im Angebot.
Derzeit seien zum Beispiel bereits 1.700 Elektro-Smarts der zweiten Generation in Kundenhand, sagte Zetsche weiter. Von der dritten Generation ab dem kommenden Jahr erhoffe er sich fünfstellige Verkaufszahlen. Dabei könne dann die Batterie geleast werden, was das Auto wirtschaftlicher machen werde.
2013 komme die neue S-Klasse, ab 2014 auch als Hybrid mit Stecker für die Steckdose. Der Wagen werde 30 Kilometer vollelektrisch fahren können. Derzeit seien auch drei B-Klassen mit elektrischen Brennstoffzellen auf einer Weltreise. Sie hätten schon 25.000 Kilometer zurückgelegt. «Die Technik läuft wie geschmiert», sagte Zetsche.
wat/dapd