Die wirtschaftlichen Auswirkungen der Naturkatastrophen und der atomaren Krise in Japan könnten weit tiefer gehen und langwieriger sein als bisher angenommen, befürchten Wirtschaftsanalysten.
In den ersten Tagen nach dem Erdbeben hatten Ökonomen noch einen baldigen Aufschwung prophezeit. Wie bei vielen Naturkatastrophen würde nach einem anfänglichen Rückgang die Wirtschaft durch den Wiederaufbau wachsen und Investitionen würden zunehmen.
Doch eine Woche später kämpft das Land immer noch gegen eine Kernschmelze, Straßen und Bahngleise sind zerstört, das Elektrizitätsnetz ist unterbrochen, und die Schäden werden erst langsam deutlich. Analysten glauben nun, dass die Konsequenzen auf der ganzen Welt zu spüren sein werden, durch höhere Inflation, ein langsameres Wirtschaftswachstum oder einen möglichen Schaden für das Finanzsystem.
Unsicherheit über Folgen der Krise
Zwar haben die Börsen in Japan und Europa am Freitag zugelegt, nachdem die sieben größten Industrienationen den Höhenflug des Yen vorerst stoppen konnten. Doch die Intervention am Währungsmarkt selbst durch Länder, die sich normalerweise gegen solche Schritte stellen, ist auch ein Zeichen, dass die Folgen der Krise nicht abzusehen sind.
Die Unsicherheit steigt zudem durch die Frage, was passiert, wenn ein Land einen Teil seiner Energieversorgung verliert, oder – schlimmer noch – eine ganze Region radioaktiv verseucht ist.
Die strukturellen Schäden werden derzeit mit über 130 Milliarden Dollar (92 Milliarden Euro) beziffert. Das Beben in Japan wäre damit neben dem Hurrikan Katrina die teuerste Naturkatastrophe bisher, schrieben die Analysten von Barclays Capital diese Woche.
«Die Komplexität der Schäden macht es schwer, die gesamten Auswirkungen zu fassen», kommentierten die Barclay-Analysten Kyohei Morita und Yuichiro Nagi, ein Zurückgehen der Exporte und des Konsums könnte mit anderen Faktoren zu Kosten von 210 Milliarden Dollar (148 Milliarden Euro) durch das Beben führen.
Zudem könnte auch das gesamte Finanzsystem betroffen sein. Denn von den Hunderttausenden Überlebenden in Japan, die zum Teil obdachlos sind, werde keiner Rechnungen oder Kredite bezahlen, glaubt der Ökonom Carl Weinberg von der Consultingfirma High Frequeny Economics. Der Bankensektor könnte stark betroffen sein.
Washington Post mit Bloomberg News / dapd)