Die Commerzbank hat sich nach Angaben der Umweltschutzorganisation Greenpeace aus der Finanzierung eines umstrittenen AKW-Projekts in Indien zurückgezogen. Greenpeace teilte am Dienstag unter Berufung auf eine der Organisation vorliegende E-Mail der zweitgrößten deutschen Bank mit, diese Entscheidung sei bereits vor der Atomkatastrophe in Japan gefallen. Als Grund habe das Institut unter anderem angegeben, das Projekt könne seine Reputation schädigen.
Ein Commerzbank-Sprecher in Frankfurt sagte: „Wir gehören nicht zu den Banken, die dieses Projekt finanzieren.“
Er ließ offen, ob die Bank nicht mehr zu den Finanzierern gehört oder noch nie dazu gehört hat. Die Deutsche Bank <DBK.ETR> dementierte Angaben von Greenpeace, sie sei weiterhin Teil des Konsortiums, das den Bau des Atomkraftwerks im westindischen Jaitapur im Bundesstaat Maharashtra finanzieren will. „Da sind wir nicht dabei“, sagte ein Deutsche-Bank-Sprecher.
In Jaitapur will Indien mit dem französischen Areva-Konzern <A9R.FSE> <CEI.PSE> das größte Atomkraftwerk des Landes bauen. Die Anlage soll sechs Reaktoren mit einer Leistung von je 1650 Megawatt umfassen, insgesamt also 9900 Megawatt. Der erste Block soll 2018 ans Netz gehen. Das Umweltministerium in Neu Delhi hatte das Projekt im vergangenen November unter strengen Auflagen genehmigt. Umweltschützer lehnen den Bau in der Gegend ab, die als moderat erdbebengefährdet gilt.
Betreiber des AKW Jaitapur soll die staatliche Atomkraft-Gesellschaft Indiens (NPCIL) sein, die auch für alle anderen Meiler des Landes zuständig ist. NPCIL hatte am Montag angesichts der Atomkatastrophe in Japan angekündigt, die Sicherheit in allen indischen Atomkraftwerken zu überprüfen. Die derzeit insgesamt 20 indischen Reaktoren haben nach Angaben von NPCIL eine Gesamtleistung von 4780 Megawatt (4,78 Gigawatt). Die aufstrebende Wirtschaftsmacht Indien will die Atomkraft deutlich ausbauen. Geplant ist eine Gesamtleistung von 63 Gigawatt bis zum Jahr 2032.