ecosia search green

Am kommenden Monatg geht die erste «grüne Suchmaschine» der Welt an den Start. Pünktlich zum Weltklimagipfel in Kopenhagen, versteht sich. Entwickelt wurde das Web-Projekt, das den Regenwald retten will, von einem jungen Deutschen, der Google, Bing & Co. das Fürchten lehren will – zumindest was deren Öko-Bilanz betrifft.

Auch wenn das den wenigsten Internet-Nutzern bewusst ist, auch Google & Co. sind echte Klima-Killer. Studien zufolge verursacht jede Abfrage, die über das weltweite Rechnernetz läuft, klimaschädliches CO2 – gemäß dem Branchenprimus Google soll pro Web-Suche bis zu 0,2 Gramm Kohlendioxid entstehen.

Andere Wissenschaftler warnen sogar, dass deutlich mehr Kohlendioxid bei einer Suchanfrage im Netz freigesetzt wird – ein US-Physiker rechnete gar damit, dass mit jeder Web-Suche so viel Energie verbraucht wird, wie man benötigt, um eine Tasse Tee zu erhitzen.

Zum Weltklimagipfel in Kopenhagen hat Christian Kroll deswegen eine neue umweltfreundliche Suchmaschine entwickelt: Ecosia arbeitet mit Ökostrom, mit jeder Anfrage wird ein bisschen Regenwald gerettet. Kommenden Montag geht die «grüne Suchmaschine» an den Start.

«Ecosia funktioniert wie jede andere Suchmaschine auch», sagt Christian Kroll. Bei Recherchen nach populären Wörtern wie «Kredit» erscheinen neben den Ergebnissen sogenannte gesponserte Links, sprich Werbung. Bei jedem Klick darauf verdient Ecosia Geld. Das können ein paar Cent sein, im günstigsten Fall etwa ein Euro. Bei rund zwei Prozent der Suchanfragen klicke ein Nutzer auf Werbung, sagt der 26-jährige Kroll. «Das bedeutet, dass wir etwa 0,0013 Cent pro Suche verdienen.»

80 Prozent ihrer Einnahmen spendeten sie an das Regenwald- Schutzprojekt des WWF, sagt der Öko-Suchmaschinen-Patron. Die Naturschutzorganisation schützt damit laut Vertrag Urwald im Juruena Nationalpark am Amazonas. Entsprechend des durchschnittlichen Verdienstes von Ecosia würden mit jeder Suche etwa zwei Quadratmeter Regenwald geschützt. Ecosia sei die klimafreundlichste Suchmaschine, weil außerdem alle ihre Server mit Ökostrom betrieben werden.

«Für meine persönliche CO2-Bilanz sind grüne Suchmaschinen natürlich höchstens ein Gimmick», sagt Andreas Grabolle von der gemeinnützigen Beratungsgesellschaft CO2online. Durch Internetsuchen verursache ein Nutzer pro Jahr zwischen 200 und 400 Gramm CO2. Bei insgesamt rund elf Tonnen CO2-Ausstoß, für die ein Deutscher jährlich verantwortlich sei, falle das kaum ins Gewicht. «Ich finde die Öko-Suche trotzdem gut, weil Suchmaschinen einen immer stärker wachsenden Anteil an der weltweiten CO2-Produktion haben», sagt Grabolle, «und weil solche Initiativen Druck auf Google ausüben, auch seine Server grüner zu machen.»

Doch auch die große Suchmaschine hat den Klimaschutz längst für sich entdeckt. Über seine Tochterorganisation Google.org finanziert der Konzern mit mehreren Millionen Euro jährlich gemeinnützige Projekte – zum Klimaschutz, aber auch zur Bekämpfung von Aids und für Wirtschafts- und Forschungsförderung.

Die Such-Technik für Ecosia hat Kroll nicht selbst entwickelt. Sie kommt von Microsofts Bing und Yahoo. Diese liefern auch die gesponserten Links. Dafür bekommen die Unternehmen eine Umsatzbeteiligung. Hauptprofiteur bleibe mit mehr als 50 Prozent Anteil jedoch Ecosia, beteuert Kroll.

Die Idee des «grünen Suchens» ist nicht neu. Die Betreiber der australischen Suchmaschine Ecocho wollten als Ausgleich für ihren CO2-Ausstoß Emissions-Zertifikate kaufen und Bäume pflanzen. Die ebenfalls von Kroll entwickelten Ecosia-Vorläufer Forestle und Znout basierten auf einem ähnlichen Ansatz. Pro Tag hatte Forestle etwa 100 000 Nutzer, die 250 000 Suchen erledigten. 2,8 Quadratkilometer Regenwald sollen mit der Suchmaschine bereits unter Schutz gestellt worden sein. «Mit Ecosia wollen wir bei den Nutzern in die Millionenbereiche», sagt Kroll.

Die Rechnung – viel Suchen und viel Klicken gleich mehr geretteter Regenwald – geht jedoch nicht auf. Eine künstliche Suche verbraucht unnütz Energie und verprellt womöglich Werbekunden, die nur für echte Interessenten zahlen wollen. [tf/arei/dpa]