Es ist ein Wettstreit sondergleichen: 30, 50, 70 Prozent unter Energieeffizienzklasse A, einer unterbietet den anderen. Bei Waschmaschinen und Kühlschränken setzen die Anbieter auf der Elektronikmesse IFA voll auf Öko.
Doch nebenan bei den Fernsehern scheint die Devise: Nichts hören, nichts sehen, nicht sagen. Beim Stromverbrauch tappen die Kunden im Dunkeln. Dabei sind seit Jahren Öko-Label für Unterhaltungselektronik im Gespräch. Als erste sollen nun endlich Fernseher gekennzeichnet werden – für das diesjährige Weihnachtsgeschäft kommt das Label aber wohl zu spät.
Es ist eine bunte, schrille Glitzerwelt: Die großen TV-Produzenten locken mit immer größeren Geräten und immer besseren Bildern. 3D, HbbTV – in riesigen Buchstaben werben sie für die neuste Technik. Angaben zum Stromverbrauch suchen Messebesucher wie auch Kunden im Handel vergeblich. Während einige für Hausgeräte beim Energiesparen schon die Grenzen des technisch Machbaren sehen, ist das bei der Unterhaltungselektronik kaum ein Thema. An den riesigen Ständen von Sony und LG etwa gibt es nur winzige Öko-Ecken – mit so exotischen Neuheiten wie Fernseher, der sich abschalten, wenn es im Raum keine Bewegung mehr gibt.
Dabei hat die Branche einiges erreicht. Vorbei die Zeit, als jeder Flachbildfernseher unter Energieschleuder-Verdacht stand. Das Marktforschungsinstitut GfK präsentierte auf der IFA Daten, nach denen der Verbrauch in den vergangenen Jahren kontinuierlich sank. Jedes vierte Gerät verbrauche inzwischen weniger als 100 Watt, sagt GfK-Fachmann Friedemann Stöckle. Die meisten von ihnen kosten zwischen 600 und 800 Euro. Billigere Geräte verbrauchten in der Regel mehr, ebenso die hochgerüsteten teureren.
Aber wollen Käufer überhaupt die Umwelt schonen? Metz- Geschäftsführer Norbert Kotzbauer sieht anderes im Vordergrund: Langlebigkeit, Bildqualität, Service. «Das Thema Energieeffizienz steht bei Markenprodukten nicht an erster Stelle.»
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Dabei können Käufer auch Geld sparen. Laut GfK entfallen beim Fernsehkonsum über die Lebensdauer des Geräts ein Drittel der Kosten auf den Strom. Der Bund für Umwelt und Naturschutz hat aktuelle Geräte verglichen. Das sparsamste, ein LED-TV mit einer Bilddiagonale von 80 Zentimetern, verursache in zehn Jahren rund 160 Euro, ein Plasma-Gerät mit einer Bilddiagonale von 160 Zentimetern über 1300 Euro Stromkosten. Aber: «Sparsame Geräte können den Markt nur erobern, wenn die Verbraucher sie auch erkennen.»
Frühestens im Dezember erwartet der Branchenverband ZVEI nun das EU-Label für Fernseher in den Klassen A bis G, ein Jahr später würde es dann verpflichtend. «Wir sind heilfroh dass dieses Label kommt», sagt Sharp-Deutschland-Chef Frank Bolten. «Wir werden es nutzen, sobald wird dürfen.» Der Wettbewerb über Umweltschutz-Aspekte dürfte damit auch bei der Unterhaltungselektronik in Gang kommen.
Zeitgleich sind neue Klassen bei Hausgeräten geplant. Nach A+ und A++ kommt A+++. Die Hersteller an ihren mit Bäumen und Rasen begrünten IFA-Ständen betonen schon jetzt, dass sie die passenden Geräte haben. Verbraucherschützer kritisieren das Label indes als kompliziert und irreführend. Die Pluszeichen machten es unübersichtlich und Geräte der unteren Klassen wie G seien ohnehin längst nicht mehr erlaubt, sagt Holger Krawinkel vom Bundesverband der Verbraucherzentralen. Ihm würden drei Klassen reichen: A,B, C. Eins allerdings bliebe auch dabei verborgen: die gesamte Ökobilanz. Wie viel Energie bei Herstellung und Entsorgung verpulvert wird, erfahren die Kunden weiterhin nicht.
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