Der Berliner Lebensmittelhersteller Veganz strukturiert sein Geschäft um: Das Unternehmen trennt sich von seiner Tochtergesellschaft OrbiFarm, die auf innovative Agrartechnologie spezialisiert ist, und gründet gleichzeitig ein neues Start-up für pflanzliche Milchalternativen.

Nach eigenen Angaben verkauft Veganz OrbiFarm für 30 Millionen Euro plus Gewinnbeteiligung an einen nicht namentlich genannten strategischen Investor. Parallel wurde das neue Tochterunternehmen Mililk FoodTech GmbH gegründet – ein klarer Schritt in Richtung pflanzenbasierter Produktinnovationen.

Hightech für den Acker – platzsparend, pestizidfrei, urban

OrbiFarm entwickelt gemeinsam mit dem Fraunhofer-Institut eine Technologie für den platzsparenden und pestizidfreien Anbau von Grundnahrungsmitteln – etwa mithilfe von Indoor-Farming oder vertikaler Landwirtschaft. Diese Methoden gelten als Schlüsseltechnologien im Bereich Greentech und ClimateTech, weil sie Ressourcen wie Fläche, Wasser und Pestizide einsparen können.

Solche Systeme ermöglichen die Produktion frischer Lebensmittel nahe am Verbraucher – oft direkt in Städten –, was Transportemissionen senkt und die Lebensmittelversorgung klimafreundlicher machen kann.

Durch den Verkauf kann sich OrbiFarm nun Investoren öffnen, die nicht in börsennotierte Konzerntöchter investieren dürfen – etwa spezialisierte Nachhaltigkeitsfonds. Das könnte der Entwicklung technologiebasierter Agrarlösungen weiteren Schub geben.

Neuer Fokus: pflanzliche Milchalternativen mit Mililk

Gleichzeitig schlägt Veganz ein neues Kapitel auf: Mit der Gründung der Mililk FoodTech GmbH will das Unternehmen den stark wachsenden Markt für pflanzliche Milchalternativen gezielt bespielen. Der Name ist Programm: „Mililk“ steht für Innovation bei pflanzenbasierten Drinks, etwa aus Hafer, Soja oder Erbsen.

Laut einer Studie der Good Food Institute Europe (GFI) könnten pflanzliche Milchprodukte bis 2030 einen großen Anteil des europäischen Milchmarkts ausmachen – wenn Innovation und Preisstruktur mit der klassischen Molkereiindustrie mithalten können.

Kritische Einordnung: Chance oder strategische Ablenkung?

Der Schritt wirkt auf den ersten Blick wie eine kluge Fokussierung: OrbiFarm geht an Investoren, die Wachstum beschleunigen können, und Veganz selbst konzentriert sich auf das wachsende Segment pflanzlicher Ernährung.

Doch die Frage bleibt: Gibt Veganz damit eine Zukunftstechnologie im Bereich urbaner Landwirtschaft zu früh aus der Hand? Und gelingt es mit Mililk, sich im zunehmend umkämpften Markt für Milchalternativen gegen große Player wie Oatly oder Alpro (Danone) durchzusetzen?

Die nächsten Monate werden zeigen, ob die Strategie aufgeht – und ob Veganz seinen Ruf als nachhaltiger Innovationsmotor der Lebensmittelbranche stärken oder verwässern wird.


Weiterführende Quellen:

Veganz – Unternehmenswebsite Fraunhofer-Gesellschaft – Forschungspartner von OrbiFarm Good Food Institute Europe – Marktanalyse zu pflanzlichen Milchalternativen Vegconomist: Kurzmeldung zum Deal