Von der Autobahn in die Klimakrise? Während Deutschland bei der Energiewende in vielen Bereichen vorankommt, bleibt der Straßenverkehr laut einem aktuellen Bericht der Internationalen Energieagentur (IEA) das größte Problemfeld.

Rund 95 Prozent der verkehrsbedingten Emissionen entstehen hierzulande im Straßenverkehr – ein Wert, der die Notwendigkeit eines Umdenkens verdeutlicht.

IEA fordert mehr politische Maßnahmen

„Der Verkehrssektor muss einen Gang zulegen“, schreiben die Energieexpertinnen und -experten im Bericht, der in Paris veröffentlicht wurde. Während der Ausbau erneuerbarer Energien und die Transformation der Industrie voranschreiten, stockt die Verkehrswende. Laut IEA sei die Bundesregierung gefragt, mehr Anreize für klimafreundliche Mobilität zu schaffen – etwa durch den Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs, die Förderung von Elektroautos oder steuerliche Vorteile für emissionsarme Fahrzeuge.

Leichte Fortschritte beim Fahrzeugbestand

Tatsächlich gibt es kleinere Fortschritte: Rund 53 Prozent der knapp 49 Millionen zugelassenen Pkw in Deutschland erfüllen inzwischen den Euro-6-Abgasstandard oder fahren lokal emissionsfrei. Ein Jahr zuvor waren es noch 49 Prozent. Die Zahl älterer, emissionsintensiver Fahrzeuge ist rückläufig – rund 1,7 Millionen sind aus dem Bestand verschwunden. Ob sie verschrottet oder ins Ausland verkauft wurden, ist unklar.

Auch bei der Elektromobilität gibt es Zuwächse: Etwa 1,65 Millionen E-Autos fahren inzwischen auf deutschen Straßen – das sind 243.000 mehr als im Vorjahr. Trotzdem bleibt der Markthochlauf durch gekürzte Förderungen gebremst. Förderprogramme wie das der BAFA wurden zuletzt stark reduziert.

Mercedes GLE SUV Foto: Daimler
Greentech Mobility: SUV-Boom bremst Klimaschutz. Foto Mercedes GLE SUV Foto: Daimler

SUV-Boom bremst Klimaschutz

Eine gegenläufige Entwicklung zeigt sich beim Fahrzeugtyp: Während kleinere Autos immer seltener werden, steigt die Zahl großer, schwerer Fahrzeuge. Besonders das SUV-Segment wächst stark – um 588.000 auf 6,6 Millionen Fahrzeuge. Auch Geländewagen und Wohnmobile legen zu. Da größere Fahrzeuge mehr CO2 ausstoßen, gefährdet dieser Trend die Klimaziele.

Aktuelle Abgasnormen regeln vor allem Luftschadstoffe wie Feinstaub oder Stickoxide – der CO2-Ausstoß bleibt weitgehend ungeregelt. Kritik kommt unter anderem von Umweltorganisationen wie dem Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) und der Deutschen Umwelthilfe (DUH).

Deutschland mit Chancen – wenn Verkehrswende gelingt

Trotz bestehender Herausforderungen lobt die IEA grundsätzlich die deutsche Energiepolitik. Die bisherigen Maßnahmen seien ambitioniert, und bei konsequenter Umsetzung könnten große wirtschaftliche Chancen entstehen. Voraussetzung dafür sei allerdings ein konsequenter Wandel im Verkehrssektor – weg vom Problem, hin zur Lösung.