Der Baden-Württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) sieht nicht in der Streichung der Kaufprämie für Elektroautos durch die rot-grün-gelbe Bundesregierung die Ursache für die Probleme der Elektromobilität in Deutschland. Gründe seien vielmehr der schwächelnde Markt in China und das Schlechtreden der E-Mobilität durch CDU/CSU.
„Viele deutsche Hersteller geraten jetzt in eine Problemzone, weil der Markt in China ins Stocken geraten ist. Auch die Kampagne, die die Union gegen das Verbrenner-Aus losgetreten hat, hatte schwere Kollateralschäden“, sagt Kretschmann im Gespräch mit der neuen Ausgabe der Zeitschrift auto motor und sport.
Kampagne der Union gegen Verbrenner-Aus „schwerer Kollateralschäden“
„Seit einem Jahrzehnt haben wir eine klare Strategie und sehen riesige Investitionen der Industrie in die E-Mobilität. Wenn man das dann wieder technisch infrage stellt, kommen wieder alle Gegner der Elektromobilität aus ihren Löchern und dominieren sofort diese sehr deutsche Debatte mit wenig belastbaren und längst widerlegten Argumenten. Das führt zu Zurückhaltung, ebenso wie die Ankündigung von Kaufprämien, die viele abwarten lässt.“
Kretschmann ist weiterhin davon überzeugt, dass allein die Elektromobilität die Zukunft ist. „Der Elektromotor ist vor allem beim Wirkungsgrad und beim Drehmoment technologisch unschlagbar. Und der Wachstumsmarkt ist klar bei E-Autos zu erwarten.“
Dennoch sieht Kretschmann Handlungsbedarf. So seien die Preise für Ladestrom zu hoch. Kretschmann schlägt vor, „den Ladestrom nachhaltig zu subventionieren, über zehn Jahre.“ Allerdings werde es nicht gelingen, chinesisches Preisniveau zu erreichen.
In China kostet die Kilowattstunde Ladestrom nur 3 Cent. „So günstig wird es bei uns nicht. Aber dass der Energiepreis eine große Rolle spielt, sieht man ja schon daran, dass Leute 20 Kilometer fahren, weil der Sprit an einer Tankstelle zwei Cent günstiger ist.“