An den Rastanlagen der Bundesautobahnen herrscht akute Parkplatznot. Lkw-Fahrer, die ihre gesetzlichen Ruhezeiten einhalten müssen, sind gezwungen, ihre Fahrzeuge oft riskant in Ein- und Ausfahrten oder auf den Standstreifen abzustellen. Dies führt häufig zu Auffahrunfällen, die nicht selten tödlich enden. Der Handlungsdruck, schnelle Abhilfe zu schaffen, ist groß.
Projekt SOLP: Eine innovative Lösung gegen überlastete Lkw-Parkplätze
Hier setzt das Projekt SOLP (Smart Optimized Lorry Parking) an. Forschende des Fraunhofer-Instituts für Nachrichtentechnik, Heinrich-Hertz-Institut, HHI entwickeln gemeinsam mit Partnern eine KI-gestützte Prognostik für Lkw-Fahrer und Spediteure. Diese soll über verfügbare, öffentliche und privat bewirtschaftete Stellplätze informieren und die Stellplatzsuche erheblich erleichtern.

Herausforderungen für Transportunternehmen
Überlastete Lkw-Parkplätze an Autobahnen stellen Transportunternehmen vor große Herausforderungen bei der Planung ihrer Touren. Diese müssen unter Berücksichtigung der vorhandenen Parkmöglichkeiten und strikten Lenkzeitvorgaben erfolgen. In Deutschland fehlen gemäß einer Schätzung des Bundesverbandes Güterkraftverkehr, Logistik und Entsorgung (BGL) e.V. rund 40.000 Stellplätze entlang der Bundesautobahnen – und der Bedarf steigt weiter.
Stressfaktor Stellplatzsuche
Die Suche nach einem regulären Lkw-Stellplatz für die gesetzlich vorgeschriebenen Ruhepausen ist für Fahrerinnen und Fahrer ein ständiger Stressfaktor. Aufgrund des Mangels an Stellplätzen dauert die Suche oft so lange, dass Lenkzeitverstöße, Bußgelder und im schlimmsten Fall der Verlust der Fahrerlaubnis drohen. Zudem führt die Überlastung der Rastanlagen dazu, dass Fahrzeuge widerrechtlich und gefährlich abgestellt werden.

SOLP: KI-gestützte Prognostik für eine sichere Stellplatzsuche
Das Projekt SOLP soll dieser Problematik Abhilfe schaffen. Die KI-gestützte Prognostik, die im Rahmen der Innovationsinitiative mFUND durch das Bundesministerium für Digitales und Verkehr gefördert wird, ermöglicht es Lkw-Fahrern, verfügbare Parkplätze entlang ihrer Route zu finden. Dadurch wird die Stellplatzsuche erleichtert, vorhandene Flächen effizienter genutzt, Unfälle vermieden und der Verkehrsfluss auf den Autobahnen verbessert.
Dynamische Routenplanung statt statischer Parkplatzsuche
Im Gegensatz zu bisherigen Ansätzen betrachtet das SOLP-Empfehlungssystem die jeweilige Route nicht als eine statische Abfolge von Straßen und Parkplätzen. Stattdessen ermittelt es dynamisch eine Prognose für die Anfahrt potenziell nutzbarer Parkplätze auf Basis der wechselseitigen Abhängigkeit von Verkehrsaufkommen, Stellplatzverfügbarkeit sowie Lenk- und Ruhezeiten.
Ampel-System zeigt Auslastung der Parkplätze an
Das System liefert nach dem Ampel-Prinzip Informationen zu freien Parkflächen. In Rot (volle Rastanlage), Gelb (geduldeter Stellplatz) oder Grün (freie Rastanlage) zeigt das KI-gestützte digitale Vorschlagssystem in einer App oder einer On-Board-Unit den Fahrern die Auslastung der Parkplätze entlang ihrer Route an. Die Prognose erfolgt im 15-Minuten-Takt für die nächsten zwei Stunden.
Testphase und zukünftige Pläne
Im nächsten Schritt soll die Pilotanwendung von ausgewählten Lkw-Fahrern in verschiedenen Bundesländern getestet werden, bevor das System deutschlandweit ausgerollt wird. Die Projektpartner, darunter BLUE Consult GmbH, KRAVAG und SVG Assekuranz Service GmbH, erhoffen sich eine effizientere Belegung der Parkplätze, eine Verringerung der Staugefahr und die Vermeidung von Unfällen durch Falschparken.
Darüber hinaus wird die intelligente Parkplatzsuche die Lkw-Fahrer deutlich entlasten, ihnen die Einhaltung gesetzlicher Ruhepausen ermöglichen und den Stress reduzieren. Auch Logistikunternehmen profitieren, da sie ihre Lieferungen zuverlässiger planen und Treibstoff sowie Kosten einsparen können.