Um die Last in der Atmosphäre zu reduzieren, muss nicht nur weniger Kohlenstoff produziert, sondern zudem CO2 muss entzogen werden. Die Carbonauten wollen mitmischen, und stellen aus mit dem Kohlenstoff Produkte her.

Carbonauten setzen auf natürliche Biomasse für Kohleproduktion

Wieso gegen die Natur arbeiten, wenn man natürliche Prozesse nutzen kann? Das zumindest scheint ein Ansatz der Carbonauten, einem Startup mit dem Motto „Fuck CO2.“

Die Carbonauten nutzen Biomasse, um daraus sogenannte Biokohle herzustellen. In der Biomasse, zum Beispiel Altholz oder Wurzelwerken, sind aufgrund des Fotosynthese-Prozesses hohe CO2-Gehalte zu finden. Würde die Biomasse verrotten, würde sie das gespeicherte CO2 wieder an die Atmosphäre abgeben.

Karbonisieren von Biomasse liefert Kohlenstoff, Öle und Gas

Genau diesen Prozess unterbrechen die Carbonauten, indem sie die Biomasse karbonisieren. Es entstehen drei Produkte: Fester Kohlenstoff, Pyrolyseöle und Synthesegas.

Während die Öle in der Landwirtschaft eingesetzt werden können, liefert das Gas praktischerweise gleich Wärme oder Strom.

„Wir haben aus dem Synthesegas viel Energie übrig. Wir können an unseren Standorten also hohe Temperaturen für die Industrie liefern,“ erklärt Torsten Becker, Gründer der Carbonauten. „Über ein BHKW können wir für 2 Cent Strom und für 2 Euro Wasserstoff herstellen.“

„Kohlenstoff ist ein wahres Supermaterial.“

Was aber geschieht mit dem Kohlenstoff? Die Carbonauten machen sich die besonderen Eigenschaften des Stoffes zu Nutze, um es weiterzuverarbeiten.

„Wir denken in Endprodukten,“ sagt Becker.

Zu diesen Endprodukten gehören Kofferraumwannen, Folien und neuerdings ein Ladekoffer für iPads. In allen Produkten wird zu konventionellem Kunststoff der Kohlenstoff hinzugemischt. Das reduziert nicht nur den CO2-Fußabdruck, sondern auch den benötigten Kunststoff-Anteil.

„Wenn ich 50 Prozent Kohlenstoff im Produkt habe, dann fallen 50 Prozent des originalen Kunststoffes weg. Da wird die CO2 Last zusätzlich nochmal gesenkt.“

Greentech LIVE Konferenz 2023 Torsten Becker Carbonauten
Greentech LIVE Konferenz 2023 Torsten Becker Carbonauten

Industrie springe vorranging auf Preis an

Das Beste an der ganzen Sache: die Materialien seien aufgrund des Herstellungsprozesses CO2 negativ.

„Man kann je nach Biomasse Input davon ausgehen, dass eine Tonne Biokohlenstoff ungefähr 2 bis 3,3 Tonnen CO2 einspeichert. Das heißt, solange ich den Kohlenstoff nicht verbrenne, entsteht kein CO2 mehr,“ so Becker.

Trotzdem tue sich die Industrie schwer mit ihnen.

„Das ist ein bisschen das Henne-Ei Prinzip: Wachs mal schön, dann gieß ich dich,“ erläutert Becker. „Das einzige, womit man mit der Industrie momentan ins Gespräch kommt, ist nicht die Nachhaltigkeit. Das ist der Preis.“

Dabei sei der Carbonauten Kunststoff günstiger als die konventionellen Alternativen.

„Das ist eben der Punkt, wo die Industrie sagt: Wow, das ist klasse, da bin ich dabei.“

Greentech Carbonauten Supermaterial Kohlenstoff
Greentech Carbonauten Supermaterial Kohlenstoff

Carbonauten haben globale Ziele für Minus CO2 Factories

Trotz Startschwierigkeiten haben die Carbonauten große Pläne für die Zukunft. Ihre Pilotanlage, die „minus CO2 Factory 001“ in Eberswalde wird aktuell langsam in Betrieb genommen.

„Die Fabrik in Eberswalde wird im nächsten Jahr ca. 4.000 Tonnen Kohlenstoff produzieren, und auch 4.000 Tonnen Öl, sowie 20 Gigawatt Energie,“ prognostiziert Becker.

Zudem streben sie Anlagen in China und den USA an. Sie wollen mit ihrer Message also weit hinaus, bis es weltweit heißt: „Fuck CO2.“