greenticker Mit wachem Blick dreht Wilhelm Olliges aus dem niedersächsischen Gehlenberg täglich seine Runden. Das besondere Interesse des Rentners gilt Pflanzen, Bäumen und Büschen am Wegesrand. Der frühere Landwirt ist ein Naturliebhaber. Seine Spaziergänge haben aber auch einen sehr praktischen Zweck, denn Olliges ist ehrenamtlicher phänologischer Wetterbeobachter im Auftrag des Deutschen Wetterdienstes (DWD).

Für die Phänologie, die sich mit den im Jahresverlauf periodisch wiederkehrenden Entwicklungserscheinungen in der Natur befasst, beschäftigt der DWD bundesweit rund 1280 Ehrenamtliche wie Olliges. Dank dieser Unterstützung verfüge man im internationalen Vergleich über eine der größten Mengen an phänologischen Beobachtungsdaten, sagt Ekko Bruns vom Referat Messnetze beim DWD in Offenbach. Dies sei «ein Erfolg der zahlreichen, zuverlässigen und treuen Mitarbeiter».

Diese berichteten über den genauen Beginn charakteristischer Vegetationsstadien, um die Abhängigkeit der Phasen-Eintrittsdaten von der Witterung zu untersuchen, erläutert Bruns. Bei den ehrenamtlichen Helfern wird zwischen Jahres- und Sofortmeldern unterschieden. Letztere signalisieren bestimmte Phänomene in der Natur wie den Beginn des Pollenflugs bei Haselsträuchern umgehend der nächstgelegenen DWD-Wetterwarte.

Die Aufgabe von Olliges besteht im Wesentlichen darin, 167 Phasen an 46 Pflanzen beziehungsweise Kulturen zu beobachten und zu dokumentieren. Das beginne mit dem Stäuben der Hasel im Vorfrühling und ende mit dem Blattfall im Spätherbst, erläutert der frühere Landwirt.

Als phänologischer Beobachter müsse man schon Idealist sein, sagt Olliges, der auch früher neben seinem Beruf stets die Zeit fand, an bestimmten, immer gleichen Plätzen «seine» Pflanzen zu sichten und zu bewerten. Da die phänologische Wetterbeobachtung auch in den Sommermonaten Saison hat, sei an einen längeren Urlaub kaum zu denken gewesen, berichtet Olliges aus seiner mehr als 25-jährigen Tätigkeit. Gleichwohl sei er stets mit Freude dabei.

Durch seinen Beruf habe er das nötige Hintergrundwissen, ohne das eine solche Tätigkeit schwierig sei. «Was mir dann noch an Fachwissen fehlte, hat mir der Deutsche Wetterdienst mit seinem Schulungsmaterial und seinen regelmäßigen Informationsschriften bestens nahegebracht», sagt Olliges.

Zwar gebe es keine persönliche Einweisung der Beobachter durch den DWD, doch würden diese unter anderem per Telefon betreut, berichtet Bruns. Das zur Verfügung gestellte Material gebe ihnen Antworten auf die Biologie der Pflanzen oder deren Anforderungen an die Umwelt. Nahezu jede Pflanze sei in den bereitgestellten Materialien durch ein Habitus-Foto und nahezu jede Phase durch eine Aufnahme des jeweiligen Entwicklungsstadiums dargestellt, erläutert der DWD-Experte.

Die von Landwirten, Gärtnern, Biologen oder Forstbediensteten gesammelten Daten seien nicht nur von Wissenschaftlern gefragt, sagt Bruns. Die aktuellen Daten der Sofortmelder beispielsweise seien für die agrarmeteorologische Beratung der Landwirtschaft und für den Polleninformationsdienst in den Regionen »unverzichtbar». Die Jahresmelderdaten fänden vielseitige Verwendung, so auf dem Gebiet der Klimaforschung, in den Agrar- und Forstwissenschaften, bei Ökologen und auch bei Reiseunternehmen.

Auch wenn die freiwillige Tätigkeit der Pflanzenbeobachter einen greifbaren und geldwerten Nutzen hat, bleibt sie für Olliges und seine Kollegen doch vor allem eines: ein Hobby. Denn außer einem jährlichen Anerkennungsbetrag arbeiten alle unentgeltlich. Dafür müssen sie, wie Olliges sagt, vor allem eines sein: Idealisten und Naturfreunde.

[TechFieber Green/mei/] [Photo ]

___________________________

>> Alle Artikel zum „Schwerpunkt Solar“ bei TechFieber Green

Noch mehr Greentech-News gefällig? Folgt TechFieber Green bei Twitter!