UPDATE 13.06.23

Zerstörter Staudamm: Zahl der Todesopfer steigt weiterUkrainische Rettungskräfte haben nach eigenen Angaben bereits Tausende Menschen in Sicherheit gebracht. Doch die Zahl der Opfer des zerstörten Kachowka-Staudamms geht weiter in die Höhe.

Ein Woche nach der Zerstörung des Kachowka-Staudamms in der Südukraine ist die Zahl der Hochwasser-Opfer weiter gestiegen. Die Behörden auf der ukrainisch kontrollierten Seite der Region Cherson meldeten am Dienstag 10 Tote und 20 Verletzte. 42 Menschen würden noch vermisst, teilte der Chef der Chersoner Militärverwaltung, Olexander Prokudin, auf Telegram mit. Am Montag hatten die ukrainischen Behörden noch von 6 Todesopfern gesprochen.Auch am von Moskau kontrollierten Südufer des Flusses Dnipro stieg die Zahl der Toten den Angaben der russischen Besatzer zufolge von 8 auf 17. Da die besetzten Orte besonders schlimm von den Hochwassern betroffen sind, wird allerdings befürchtet, dass es in Wirklichkeit noch deutlich mehr Opfer gibt. Insbesondere die Angaben der russischen Seite sind oft nicht unabhängig überprüfbar.

2757 Menschen in Sicherheit gebracht

Durch ukrainische Rettungsaktionen wurden offiziellen Angaben zufolge bisher 2757 Menschen in Sicherheit gebracht, darunter 263 Kinder. In 133 Fällen sei es ukrainischen Helfern gelungen, Bewohner von der besetzten Flussseite zu retten. Prokudin warf den russischen Besatzern vor, zu wenig für die Rettung der Zivilisten in okkupierten Flutgebieten zu tun.

Der große Staudamm in der Stadt Nowa Kachowka war am vergangenen Dienstag zerstört worden. Anschließend strömten riesige Wassermassen aus dem angrenzenden Stausee aus und überschwemmten zahlreiche Orte, darunter auch die Gebietshauptstadt Cherson. Die Ukraine, die sich seit mehr als 15 Monaten gegen einen russischen Angriffskrieg verteidigt, wirft Russland vor, das Bauwerk gesprengt zu haben. Moskau dementiert das.

Die Situation ist vielerorts weiter katastrophal.

Die Situation ist vielerorts weiter katastrophal. Zugleich begann der Wasserstand etwas zu sinken. In der Stadt Cherson etwa lag er laut offiziellen Angaben am Dienstagvormittag noch bei 2,9 Metern. Ungefähr zur selben Zeit am Vortag waren es noch 3,29 Meter gewesen.

+++ OriginalMeldung 06.06.23

Nach einer schweren Explosion am wichtigen Staudamm im südukrainischen Nowa Kachowka ist das angrenzende Wasserkraftwerk nach Angaben beider Kriegsparteien zerstört – so berichtet die dpa.
Es sei „offensichtlich“, dass eine Reparatur nicht möglich sei, sagte der russische Besatzungsbürgermeister Wladimir Leontjew am Dienstag im russischen Staatsfernsehen.Auch der ukrainische Kraftwerksbetreiber sprach von einer kompletten Zerstörung der Anlage.
Wasserkraftwerk Ukraine Russland Screen NZZ Greentech.LIVE
Wasserkraftwerk Ukraine Russland Screen NZZ Greentech.LIVE

Update: 6.6.23 um 17:03:

Nach der Zerstörung des Kachowka-Staudamms kommt es zu schweren Überschwemmungen: Hunderte Häuser sind überflutet, in der Stadt Nowa Kachowka wurde der Notstand ausgerufen. Kanzler Scholz sprach von einer „neuen Dimension“ des Kriegs.

In dem von Russland teils besetzten Gebiet Cherson gibt es nach dem Bruch des wichtigen Kachowka-Staudamms schwere Überschwemmungen. In der direkt am Staudamm liegenden Stadt Nowa Kachowka riefen die russischen Besatzer den Notstand aus. Das Wasser sei bereits um zwölf Meter angestiegen, sagte der von Russland eingesetzte Bürgermeister Wladimir Leontjew im russischen Staatsfernsehen. „Die Stadt ist überflutet.“

Auf der russisch besetzten Seite des Flusses Dnipro seien insgesamt 600 Häuser in drei Ortschaften von den schweren Überschwemmungen betroffen, so Leontjew. Er räumte ein, dass es auch zu Problemen bei der Wasserversorgung auf der annektierten Schwarzmeer-Halbinsel Krim kommen könnte. Diese wird mit Wasser aus dem Kachowka-Stausee beliefert.

UPDATE 07.06.23 13:44 UHR

Medienberichten zufolge will sich Präsident Wolodymyr Selenskyj auch durch die Explosion des Staudamms am Dnipro im Süden des Landes nicht an der Rückeroberung besetzter Gebiete hindern lassen.

„Die von russischen Terroristen verursachte Katastrophe im Wasserkraftwerk Kachowska wird die Ukraine und die Ukrainer nicht aufhalten“, teilte Selenskyj mit.

Dennoch ist die Lage wohl sehr prekär für die ukrainische Bevölkerung: „Die Struktur des Damms wird sich in den nächsten Tagen voraussichtlich weiter verschlechtern, was zu weiteren Überschwemmungen führen wird“, analysierte das britische Verteidigungsministerium, laut New York Times.

Die Wasserstände im Gebiet Cherson steigen indessen wohl weiter. Experten rechnen man mit 42.000 betroffenen Menschen. In der Großstadt Cherson stieg das Wasser laut Behörden um mehr als zwei Meter, die ersten Etagen von Gebäuden sind überschwemmt. Die Rettung der Bewohner soll den Berichten zufolge laufen.

UPDATE 08.06.2023

Greenpeace: Massive Umwelt- und Klimaschäden durch Staudamm-Zerstörung

Greenpeace warnt vor enormen Umweltschäden durch die Zerstörung des Kachowka-Staudamms in der Ukraine. „Aufgrund des Ausmaßes der Katastrophe wird es in den kommenden Sommermonaten und darüber hinaus unweigerlich zu Auswirkungen auf die Wasserversorgung von Millionen von Menschen und die Landwirtschaft kommen“, erklärte die Umweltschutzorganisation am Mittwoch in Hamburg.“Zu den größten Umweltbedrohungen gehören giftige und andere Schadstoffe, schwere Schäden an empfindlichen Ökosystemen, Nationalparks und am Biosphärenreservat Schwarzes Meer.“Der Greenpeace-Atomexperte Shaun Burnie zeigte sich auch alarmiert wegen möglicher Folgen für das von russischen Truppen besetzte Atomkraftwerk Saporischschja. Sinke der Wasserspiegel des Stausees zu sehr ab, könne das AKW-eigene Kühlbecken nicht mehr direkt nachgefüllt werden, sondern nur noch mit Pumpen aus anderen Quellen.

„Damit wäre aber eine Situation erreicht, die außerhalb der Sicherheitsparameter für das Kraftwerk liegt“, sagte Burnie. Zudem bestehe das Risiko, dass mit dem weiteren Sinken des Pegels auch das Wasser im Kühlbecken verloren gehe. Das russische Militär müsse die Besetzung des Atomkraftwerks sofort beenden und es dem ukrainischen Personal ermöglichen, die notwendigen Maßnahmen ohne jegliche Einmischung zu ergreifen.

 


Quellen:

Die Zeit, dpa, Tagesschau, Nytimes.com, NZZ