Was passiert eigentlich mit Fischernetzen, die verloren gehen? Leider verlieren sie dabei nicht ihre Funktionsweise, sondern fangen weiter Meerestiere, die dann dort sterben. Ghost Diving Germany entfernt die gefährlichen Fischfänger und macht damit Tauchgang für Tauchgang die Gewässer wieder zu sichereren Orten.

Verlorene Fischernetze führen zu Tierleid und steigendem Mikroplastik

„Geisternetze“, so nennen sich die Fischernetze, die bei Anglern und Fischern gerne man verloren gehen und durch die Meere treiben. Das Problem ist kein kleines: Allein in der Ostsee gehen nach Schätzungen jedes Jahr bis zu 10.000 Netzteile verloren.

Die Folgen sind fatal. Wenn Geisternetze an Schiffswracks oder Steinen hängen bleiben, führen sie am Meeresgrund ihre Funktion weiter aus. Heißt demnach, dass Fische dort hinein schwimmen, sich verfangen und ihr Ende finden. Die toten Kadaver locken dann weitere, größere Meerestiere an, beispielsweise Wale, die erneut in den Netzen sterben. Zudem bestehen die Netze mittlerweile meist aus Kunststoff und tragen somit zum steigenden Mikroplastik-Anteil in den Gewässern bei.

Ghost Diving, eine Organisation, die erstmals 2012 in Holland gegründet wurde und sich schnell ausbreitete, führen daher Tauchaktionen durch, um die Netze aus den Meeren zu holen. Annika Lötzke, Mitglied des gemeinnützigen Vereins in Deutschland, sprach in der Greentech.Live Konferenz im Oktober 2022 über die Tauchgänge, und die Gefahren, die damit einhergehen.

Risikoreiche Tauchgänge von Ghost Diving zur Bergung der Geisternetze

Bei den Tauchprojekten, die hauptsächlich auf Nord- und Ostsee stattfinden, handelt es sich natürlich nicht um leichte Tauchvorgänge. Die ehrenamtlichen Taucher*innen müssen sich selbst vor den Geisternetzen in Acht nehmen, wenn sie in der Tiefe arbeiten.

Wenn ein Erkundungsboot ein Netz aufgespürt hat, gehen die Taucher*innen meist am Wochenende und mit eigener Ausrüstung ans Werk. Unter Wasser werden die Netze mit Hebesäcken verbunden und an den Stellen, an denen sie festhaken, vorsichtig losgeschnitten. Dann treibt es langsam zur Oberfläche.

Die geborgenen Netze werden schlussendlich entweder recycelt, zu Schmuckstücken verarbeitet, oder aber, wenn sie zu alt und verdreckt sind, entsorgt.

Tauchprojekte maschinell schwer umsetzbar

Fragt sich, wieso zur Bergung nicht einfach technische Geräte eingesetzt werden, wenn es für die Taucher*innen nicht ganz ungefährlich ist. Laut Lötzke sei das gar nicht mal so einfach umsetzbar.

„Diese Netze, die hängen an so vielen kleinen einzelnen Haken. […] An all diesen Sachen, [wie kleinen Tieren und Anemonen, die an den Fracks wachsen], bleibt jede einzelne Masche von diesen Netzen hängen. Wir kriegen die Netze auch nicht als Ganzes nach oben, wir müssen an sehr vielen Stellen schneiden und Einzelteile nach oben bringen. […] Das wäre maschinell leider überhaupt nicht machbar“, sagte sie im Video der Konferenz.

Zumindest zum Finden der Netze könnten Unterwasserdronen hilfreich sein. Ansonsten bleibt es wohl vorerst bei den aufwändigen, aber relevanten, Tauchgängen der Freiwilligen. Der Verein finanziert sich übrigens über Spenden, Fördermitglieder und Projektpartnerschaften. Wer nicht tauchen kann und dennoch helfen möchte, kann das also auf diesen Weg tun.

Mehr zu den Geisternetzen, der Ortung sowie der Umsetzung der Tauchprojekte könnt ihr im Video der Greentech.Live Konferenz auf YouTube nachschauen.