R.I.P.: Kleinwagen sterben während SUVs boomen - Foto: JavyGo on Unsplash
R.I.P.: Kleinwagen sterben während SUVs boomen – Foto: JavyGo on Unsplash

Es ist wie ein Fluch: Die kleinsten müssen zuerst gehen. Die Rede ist hier von Kleinwagen im Stile seines Fiat 500, Renault Twingo, Ford Fiesta, Smart oder Opel Corsa. Diese Mini-Autoklasse nennt man auch Kleinstwagen. Un diese sind nun eben zum Aussterben verdammt.

Das paradoxe daran: Der sich immer weiter zuspitzenden Klimakrise zum Trotz boomen ebenso schwere wie sprithungrige SUVs während günstige und besonders kompakte Kleinwagen von den Auto-Herstellern aussortiert werden. Wie ein heute erschienener Report der Kollegen der Motorpresse Stuttgart belegt hat sich seit dem Jahr 2017 die Zahl der Modelle halbiert – und gleichzeitig haben sind die Einstiegspreise um 50 % gestiegen.

Konventionell angetriebene Kleinstwagen, die gerne von Fahranfängern als günstige Einstiegsmodelle gekauft oder von Familien als Zweitwagen genutzt werden, stehen vor dem Aus. In nur fünf Jahren hat sich auf dem deutschen Automarkt die Zahl der Baureihen halbiert.

Kleinwagen als aussterbende Art: Auch die Knutschkugel Fiat 500 steht vor dem Ende - Foto: Hersteller
Kleinwagen als aussterbende Art: Auch die Knutschkugel Fiat 500 steht vor dem Ende – Foto: Hersteller

Gab es 2017 noch 17 Verbrenner-Baureihen im Kleinstwagen-Segment, sind es 2022 nur noch acht, berichtet die Zeitschrift AUTO Straßenverkehr in ihrer aktuellen Ausgabe 01/02-2023. Strengere Abgasnormen wie Euro 7 werden die Kosten etwa für Abgasreinigung noch einmal so stark erhöhen, dass wohl weitere Modelle gestrichen werden.

R.I.P. Kleinwagen: Neun Modellreihen eingestellt

Neun Modellreihen wurden in den vergangenen fünf Jahren eingestellt. Ohne Nachfolger geblieben sind der Ford Ka, Opel Karl und Adam, Citroën C1, Peugeot 108, Seat Mii, Skoda Citigo, Smart Fortwo und Suzuki Celerio. Aktuell gibt es nur noch acht Baureihen auf dem Markt. Darunter ist mit VW nur noch ein deutscher Hersteller mit dem Up, vor fünf Jahren gab es noch Kleinstwagen von vier deutschen Autobauern. Neben VW kommen jetzt alle anderen Baureihen von Herstellern aus dem Ausland: Fiat 500 und Panda, Hyundai i10, Kia Picanto, Renault Twingo, Suzuki Ignis und der Toyota Aygo X.

Mit dem geringeren Angebot sind gleichzeitig die Einstiegspreise dieser Modelle rasant gestiegen. 2017 lagen die Preisempfehlungen für Kleinstwagen in der Basisversion mit Ausnahme des Fiat 500 und des Smart Fortwo durchweg unter 10.000 Euro. Zudem waren hohe Rabatte von 20 bis teilweise 30 Prozent auf den Listenpreis keine Seltenheit.

VW Up billigster Kleinstwagen

Jetzt ist der VW Up mit einem Basispreis von 14.555 Euro der günstigste Kleinstwagen. Und Rabatte gibt es kaum noch. Zwar ist bei den aktuell hohen Preisen die Basisausstattung besser als vor fünf Jahren, was jedoch nichts daran ändert, dass die Einstiegspreise rund 50 Prozent über dem Niveau von vor fünf Jahren liegen.

Beispiel Panda: Der beliebte italienische Stadtflitzer kostet aktuell in der Basisversion 14.990 Euro, der Kia Picanto 1.0 in der schwächsten Motorisierung schon 15.840 Euro, für den Aygo X ruft Toyota 15.890 Euro auf. Und wer sich einen Fiat 500 leisten will, der muss mindestens 16.990 Euro ausgeben.

SUV Boom hält an

Gleichzeitig steigt der Anteil von SUV und Geländewagen an den Pkw-Neuzulassungen in Deutschland rasant weiter. Im ersten Halbjahr 2022 waren laut Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) 39,2 Prozent aller Neuwagen diesen Segmenten zuzuordnen.

Vor einem Jahr lag die SUV-Quote bei 34,8 Prozent, im Gesamtjahr 2021 betrug sie 36,1 Prozent. Zweitgrößtes Segment bleibt die Kompaktklasse mit einem Marktanteil von 15,8 Prozent, vor der Kleinwagenklasse mit 13,5 Prozent.

Was die reinen Stückzahlen angeht, zählte das SUV-Segment in den ersten sechs Monaten zu den wenigen Gewinnern. Insgesamt wurden 348.667 Einheiten neu zugelassen, sieben Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum.