
Die Fraunhofer-Gesellschaft koordiniert zum ersten Mal eine Innovationspartnerschaft mit dem Europäischen Institut für Innovation und Technologie (EIT). Ziel ist es, den Kultur- und Kreativsektor sowie die Kreativwirtschaft als Wegbereiter für die grüne, digitale und soziale Transformation Europas zu nutzen.
Das von der Fraunhofer-Gesellschaf orchestrierte Konsortium »Innovation by Creative Economy (ICE)« konnte sich gegen vier andere Bewerber durchsetzen und wurde Ende Juni vom EIT als neue Wissens- und Innovationsgemeinschaft (KIC) im Kultur- und Kreativbereich ausgewählt.
Als europaweite Partnerschaft innovative Lösungen finden
Die so genannten KICs sind dynamische europaweite Partnerschaften, durch die die EIT-Gemeinschaft eine breite Palette von Aktivitäten in den Bereichen Innovation und Unternehmertum anbietet. Damit soll die Innovationsfähigkeit Europas gestärkt und Lösungen für drängende globale Herausforderungen vorangetrieben werden, während gleichzeitig unternehmerische Talente gefördert werden, um nachhaltiges Wachstum und qualifizierte Arbeitsplätze in Europa zu schaffen.
Das neue EIT Kultur & Kreativität ist die mittlerweile neunte KIC des EIT und wird vom Fraunhofer-Institut für Silicatforschung ISC in Würzburg koordiniert. Für die Startphase wird ein Budget von sechs Millionen EUR gewährt, um diese europäische Partnerschaft rasch voll einsatzfähig zu machen. Sobald das geschehen ist, wird der jährliche Zuschuss erhöht und kann im Rahmen des laufenden Programms Horizon Europe etwa 70 Millionen EUR pro Jahr erreichen.
Darüber hinaus wird erwartet, dass die KIC weitere Mittel aus dem privaten und öffentlichen Sektor mobilisieren wird.
Forschung vorantreiben, um Kulturerbe an Klimawandel anzupassen
»Fraunhofer als Koordinator dieses EIT Kultur & Kreativität möchte mit seinen Technologien neue Maßstäbe in der Kultur- und Kreativwirtschaft setzen und an die Erfolgsgeschichte des MP3 anknüpfen und damit einen wichtigen Beitrag für die EIT Partnerschaft leisten. Der MP3-Algorithmus, der von Fraunhofer entwickelt wurde, ist eines der revolutionärsten Produkte der Kreativbranche der letzten 30 Jahre«, sagt die Koordinatorin der EIT-Partnerschaft, Dr. Johanna Leissner vom ISC.
Mehr Aufmerksamkeit möchte die Vorsitzende der EU OMC Expertengruppe »Kulturerbe und Klimawandel« dem Thema Kulturerbeforschung zukommen lassen. Mit ihrer Expertise und langjähriger Erfahrung sieht sie großes Potenzial und Synergien die sich daraus ergeben. »Das EIT Kultur & Kreativität ist eine große Chance für den Kulturerbe-Sektor, Forschung weiter voranzutreiben, um das Kulturerbe an den Klimawandel anzupassen und für dieses Thema bei der Politik Gehör zu finden.«
Offene Partnerschaft: Europas Vielfalt ermöglicht Innovationen
Für die Forschungsallianz Kulturerbe, die mit der Unterstützung durch den Präsidenten der Fraunhofer-Gesellschaft, Prof. Dr. Reimund Neugebauer, gegründet und finanziell unterstützt wird, konnten bereits interdisziplinäre Forschungsprojekte mit den Fraunhofer-Instituten und Partnern aus Museen und Denkmalpflege erfolgreich umgesetzt werden. »Nur durch die finanzielle Unterstützung des Fraunhofer Vorstands konnten wir uns erfolgreich als Koordinator einbringen.«
Unter dem Motto »Created in Europe« stellte die EIT-Partnerschaft ein paneuropäisches Konsortium aus hervorragenden Forschungseinrichtungen, Universitäten, Unternehmen, Investoren und Verbänden zusammen, die für den gesamten Kultur- und Kreativsektor wichtig sind.
»Europas Vielfalt ist das Tor zu Innovationen – unter diesem Motto wurde ein Konsortium mit 50 Partnern aus 20 Nationen und elf Kultur- und Kreativ-Branchen gebildet«, sagt Bernd Fesel, Interim CEO und Sprecher der EIT-Partnerschaft.
Er verweist darauf, dass die Kultur- und Kreativwirtschaft zwar 5,5 Prozent des gesamten BIP der EU und 6,2 Prozent der Beschäftigten in Europa ausmacht, aber 80 % aller 2,9 Millionen dieser Branche Klein- und Kleinstunternehmen sind.
Neue Kooperationsmöglichkeiten im Kampf gegen Klimawandel
»Dieses EIT Kultur & Kreativität wird eine offene Partnerschaft sein: offen für Unternehmer, Künstler, Freiberufler, soziale Innovatoren und Kulturschaffende. Innovation und Wandel in Europa werden verstärkt, wenn sich alle Akteure – die großen und die kleinen, die gewinnorientierten und die gemeinnützigen – auf Augenhöhe in neuen Kooperationsräumen zur Bewältigung dringender gesellschaftlicher Herausforderungen, vor allem des Klimawandels treffen.«
Mit Hauptsitz in Nordrhein-Westfalen wird EIT Kultur und Kreativität sechs Zweigstellen, sogenannte Co-Location Center, in Amsterdam, Barcelona, Bologna, Helsinki, Košice und Wien haben. Die CLC werden für Innovatoren in ganz Europa zugänglich sein und als Drehscheibe für die grenzüberschreitende Zusammenarbeit dienen.
Das EIT hat bereits mehr als 3.800 Start-ups und Scale-ups unterstützt und mehr als 1.400 neue Produkte und Dienstleistungen hervorgebracht.