Bus fahren ohne CO2-Ausstoß
Bus fahren ohne CO2-Ausstoß/Foto: Stevanovicigor, Envato

Ausgerechnet das Treibhausgas Methan könnte den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) zu einem besonders sauberen Transportmittel machen. Wie dies in der Praxis aussehen kann, erforscht PD Dr. Lemmer von der Landesanstalt für Agrartechnik und Bioenergie an der Universität Hohenheim gemeinsam mit regionalen Busunternehmen und einer Biogasanlage, wie die Universität Hohenheim mitteilt.

Gefördert wird das Verbundprojekt „NEOBus – negative Emission ÖPNV“ mit mehr als 1,5 Millionen Euro vom Ministerium für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg (MLR). Davon entfallen rund 433.000 Euro auf die Universität Hohenheim, was das Projekt dort zu einem Schwergewicht der Forschung macht.

Die verkehrsbedingten Emissionen von CO2, Stickoxid und Feinstaub sind zu hoch. Eine vielversprechende Lösung bieten alternative Kraftstoffe auf Basis von Biomethan, die beispielsweise zum Betrieb von Linienbussen im ÖPNV verwendet werden können. Hergestellt aus organischen Reststoffen, Gülle und anderen Wirtschaftsdüngern sind sie laut der Forschungseinrichtung derzeit die einzigen Treibstoffe, die bei optimierten Systemen in der Gesamtbilanz keinen CO2-Ausstoß verursachen.

Biomethan für Linienbusse: Fahren ohne CO2-Ausstoß

Darüber hinaus führt der Einsatz von Methan als Kraftstoff auch generell zu geringeren Schadstoffemissionen. So reduziert die Nutzung von verflüssigtem Methan die Abgabe von Stickoxiden im Vergleich zu einem Euro VI Dieselbus um 60 Prozent, während die Feinstaubbelastung im Vergleich zu konventionellen Dieselbussen um 90 Prozent sinkt.

Biomethan-Kraftstoffe können bereits jetzt durch Biogasanlagen mit angeschlossener Aufbereitung hergestellt und sowohl zentral als auch dezentral vermarktet werden. Dafür gibt es zwei Varianten, die die Forschenden im Rahmen des Projektes NEOBus untersuchen und miteinander vergleichen wollen: Wird Methan mit einem Druck von 350 bar verdichtet, entsteht das sogenannte Bio-CNG (komprimiertes Biomethan, compressed natural gas), das in gasförmiger Form gespeichert werden kann. Bei der Herstellung von Bio-LNG (verflüssigtes Biomethan, liquified natural gas) hingegen wird Methan auf -162 °C abgekühlt und dadurch verflüssigt. Es wird als gekühlter, flüssiger Treibstoff verwendet.

Praxistest auf  Strecke Münsingen-Reutlingen und Ravensburg

Konkret wird im Rahmen des Projektes an der Forschungsbiogasanlage „Unterer Lindenhof“ eine Pilotanlage zur Bio-LNG Erzeugung aufgebaut, an der erstmals neue Verfahren der Biogasherstellung und Aufbereitung zu einer vollständigen Prozesskette kombiniert werden. Das verflüssigte Methan dient als Kraftstoff für einen Bio-LNG-Hybridbus, den ein Busunternehmer auf der Strecke Münsingen-Reutlingen im Praxisalltag testet. Parallel wird an der Biogasanlage der Firma Duelli eine neuartige Gasaufbereitung erprobt und das so erzeugte Bio-CNG in einem Bus in der Region Ravensburg eingesetzt.

Der Zusammenschluss von Verkehrsunternehmen mit einem oder mehreren lokalen Biogasanlagenbetreibern eröffnet im ländlichen Raum ein vielversprechendes Geschäftsmodell für beide Seiten und verringert außerdem die Treibhausgas-Emissionen im Mobilitätssektor. Gleichzeitig werden durch die dezentrale Erzeugung und lokale Nutzung der Treibstoffe regionale Nährstoffkreisläufe geschlossen und die Abhängigkeit von Energieimporten gesenkt.

Was sind Schwergewichte der Forschung?

Als „Schwergewichte der Forschung“ gelten herausragende Forschungsprojekte mit einem finanziellen Volumen von mindestens 350.000 Euro bei den Experimental- bzw. 150.000 Euro bei den Sozial- und Gesellschaftswissenschaften.