Das ostfriesische Windenergieunternehmen Enercon hat einen wichtigen Schritt in Richtung nachhaltigerer Windkraftanlagen gemacht: Mit der Vorstellung seines ersten Windturms aus emissionsreduziertem Stahl startet das Unternehmen eine neue Produktlinie, die künftig für alle Turmmodelle mit Stahlkomponenten verfügbar sein soll.
Die erste Anlage dieser Art wurde im Windpark Diepholzer Bruch (Niedersachsen) errichtet – laut Enercon eine der ersten Onshore-Windenergieanlagen Europas mit einem Turm aus grünem Stahl und zugleich die erste in Deutschland.

Zusammenarbeit mit Salzgitter AG: Grüner Stahl aus dem Elektro-Ofen
Für das Projekt kooperierte Enercon mit der Salzgitter AG, genauer mit deren Tochtergesellschaft Ilsenburger Grobblech GmbH.
Der eingesetzte Stahl wurde im Elektroofen geschmolzen – unter Verwendung von Eisenerz und einem hohen Anteil an recyceltem Schrott, wobei der Strom aus erneuerbaren Energien stammt.
Der CO₂-Fußabdruck dieser Produktionsmethode liegt bei etwa 50 % unter dem klassischer Hochofenprozesse, obwohl sie sich deutlich vom viel diskutierten Wasserstoff-Direktreduktionsverfahren unterscheidet.
Der Einsatz von sogenanntem Grünstahl bedeutet damit eine sofortige Emissionsreduktion ohne vollständigen Technologiewechsel.
Nachhaltigkeit ohne Kompromisse bei Qualität und Stabilität
„Mit der Grünstahl-Option bieten wir unseren Kunden die Möglichkeit, nachhaltig zu handeln, indem sie ihren CO₂-Fußabdruck senken, ohne Abstriche bei Qualität oder Lebensdauer zu machen“, erklärt Maria Brand, Tower Product Manager bei Enercon. Die emissionsreduzierten Stahltürme erfüllten alle bisherigen technischen Anforderungen, so Brand weiter.
Auch Stefan Frey, Global Procurement Director for Towers bei Enercon, betont den strukturellen Vorteil:
„Stahl gewinnt im Turmbau zunehmend an Bedeutung. Steigende Turmhöhen und größere Fundamentdurchmesser machen flexible Transport- und Montagekonzepte erforderlich – unsere Stahlturmtechnologien sind dafür optimal geeignet.“
Relevanz für die Windindustrie: Industrieemissionen intelligent senken
Die Windbranche ist zwar per se Teil der Energiewende, steht aber zunehmend in der Kritik, vorgelagerte Emissionen – insbesondere aus der Stahl- und Zementherstellung – nicht konsequent mitzudenken. Enercons Initiative zeigt, dass greentech-getriebene Innovation auch innerhalb der bestehenden industriellen Lieferketten möglich ist.
Der Schritt passt in einen größeren europäischen Kontext: Auch Wettbewerber wie Vestas und Siemens Gamesa forschen bereits an klimaneutralen Turmkomponenten, doch die Integration von Grünstahl in Serienprojekte steht noch am Anfang.
Unsere redaktionelle Bewertung: Ein sinnvoller Hebel für schnellere Klimaziele
Greentech LIVE bewertet Enercons Schritt als konkreten Beitrag zur Industrie-Dekarbonisierung – ein Thema, das in der Energiewirtschaft oft übersehen wird.
Besonders hervorzuheben ist die Skalierbarkeit: Durch die Partnerschaft mit etablierten Stahlproduzenten wird Grünstahl marktverfügbar, ohne auf neue Technologien warten zu müssen.
Zwar ist die vollständige klimaneutrale Stahlproduktion über Wasserstoff-Direktreduktion weiterhin das Fernziel, doch pragmatische Lösungen wie die Elektroofen-Methode mit Recyclinganteil bringen kurzfristig messbare Vorteile.
Weitere Informationen & Quellen:
Enercon – Emissionsreduzierte Windtürme Salzgitter AG – Grünstahl-Initiativen Windpark Diepholzer Bruch – Projektüberblick Ilsenburger Grobblech GmbH Stahlproduktion & Klimaziele – Hintergrund (Agora Industry)
Jetzt abonnieren: Greentech LIVE Newsfeed
#Windenergie #Grünstahl #CircularEconomy #KlimaneutralerStahl #Enercon #GreenIndustry #NachhaltigeProduktion #Greentech #SalzgitterAG