Das israelische Start-up Algocell hat 2,8 Millionen US-Dollar eingesammelt, um Bioprozesse mithilfe von Künstlicher Intelligenz (KI) effizienter zu machen.

Die Finanzierungsrunde – angeführt vom Impact-Investor Good Company VC – soll das junge Unternehmen dabei unterstützen, seine Technologie weiterzuentwickeln und Pilotprojekte in verschiedenen Branchen zu starten.

Das Ziel: weniger Ressourcenverbrauch, niedrigere Produktionskosten und eine schnellere Marktreife grüner Technologien – ein klassisches Beispiel für angewandtes greentech.

Was macht Algocell genau?

Algocell entwickelt eine KI-Plattform, die sogenannte zellbasierte Fertigung verbessert. Dazu zählen Prozesse wie:

die Herstellung von kultiviertem Fleisch die Produktion von milchfreien Proteinen durch Fermentation Biokraftstoffe auf Mikrobenbasis oder kosmetische Wirkstoffe ohne tierische Rohstoffe

All diese Bereiche gehören zur sogenannten Bioprozessierung – einer Schlüsseltechnologie im ClimateTech-Bereich.

Laut der OECD kann Biotechnologie eine wichtige Rolle beim Übergang zu einer nachhaltigeren Wirtschaft spielen – insbesondere in den Bereichen Ernährung, Energie und Gesundheit.

Digitale Zwillinge für bessere Bioprozesse

Der Ansatz von Algocell: Statt teurer und langsamer Versuch-und-Irrtum-Verfahren nutzt das Start-up sogenannte Digital Twins – also virtuelle Abbilder von Prozessen. Mithilfe von Machine Learning lassen sich damit reale Experimente gezielter planen, Prozesse effizienter steuern und Produkte schneller zur Marktreife bringen – selbst bei kleinen Datenmengen.

CEO Omri Schanin betont: „Wir wollen weg von blindem Testen und hin zu datenbasierten Entscheidungen – von der Forschung bis zur industriellen Produktion.“

Kritischer Blick: Vielversprechend – aber noch ganz am Anfang

Mit gerade einmal 2,8 Millionen US-Dollar ist die Finanzierung zwar ein wichtiger Schritt – aber im Vergleich zu großen ClimateTech-Projekten wie z. B. Climeworks (CO₂-Entfernung) oder Planet A Foods (kakaofreie Schokolade) ist das noch eine sehr frühe Phase.

Auch der Nachweis, dass Algocells Technologie tatsächlich zu niedrigeren Kosten und CO₂-Einsparungen führt, steht noch aus. Erst die angekündigten Pilotprojekte mit Industriepartnern werden zeigen, ob der Ansatz hält, was er verspricht.

Viele der angepeilten Branchen – etwa kultiviertes Fleisch oder Präzisionsfermentation – kämpfen derzeit mit hohen Produktionskosten und langsamer Skalierung, wie auch Berichte von McKinsey zeigen.

Fazit: Kleine Summe, große Vision

Algocell zeigt, wie Künstliche Intelligenz und Biotechnologie gemeinsam neue Wege in der Industrieproduktion eröffnen können. Das Start-up positioniert sich als digitaler Wegbereiter für nachhaltige Produktionsprozesse – vom Labor bis zur Fabrik.

Wenn es gelingt, die Prozesse wirklich schneller, günstiger und nachhaltiger zu machen, könnte Algocell zu einem wichtigen Enabler im greentech-Ökosystem werden. Entscheidend wird nun sein, wie die Technologie in der Praxis funktioniert – und ob Industriepartner bereit sind, auf diese neue Form der Prozesssteuerung zu setzen.