Das Schweizer ClimateTech-Unternehmen Crosstown H2R hat in einer Seed-Finanzierungsrunde 3,75 Millionen US-Dollar eingesammelt. Ziel des Start-ups: Bestehende Gasturbinen auf den Betrieb mit grünem Wasserstoff umrüsten – ohne teure Neubauten.
Crosstown H2R: Greentech-Startup macht alte Gasturbinen klimafit
Damit will Crosstown einen kostengünstigen und schnelleren Weg zur Dekarbonisierung der Energieerzeugung bieten.
Klimaschutz durch Nachrüstung – mit Wasserstoff
Herzstück der Innovation ist die H2R®Burner-Technologie, ein spezieller Brenner, der fossile Brennstoffe wie Erdgas durch 100 % erneuerbare Energieträger wie grünen Wasserstoff ersetzt. Das System ist so konzipiert, dass es in bestehende Anlagen integriert werden kann – etwa in Gasturbinen großer Hersteller wie GE, Siemens Energy oder Rolls-Royce.
Laut Crosstown lassen sich durch die Nachrüstung einer einzigen 100-Megawatt-Turbine jährlich über 300.000 Tonnen CO₂ einsparen. Auch der Ausstoß von gesundheitsschädlichem Stickoxid (NOx) werde laut Unternehmen um bis zu 85 % reduziert.
Kooperation mit Industriepartnern wie Sulzer und Fortum
Das Start-up arbeitet bereits mit renommierten Partnern wie dem Industriekonzern Sulzer und dem finnischen Energieunternehmen Fortum zusammen. Das Konzept: Übergangslösungen, die entweder sofort oder schrittweise umgesetzt werden können – ein wichtiger Faktor für Betreiber, die ihre Investitionen nicht komplett abschreiben wollen.
Ein zentrales Argument von Crosstown: Der Umbau vorhandener Infrastruktur ist günstiger und ressourcenschonender, als auf neue Systeme umzusteigen. Das könnte helfen, sogenannte „Stranded Assets“ – also veraltete, nicht mehr nutzbare Anlagen – zu vermeiden.
Patent und Förderung durch die öffentliche Hand
Im März 2025 wurde Crosstown ein europäisches Patent für die H2R®-Technologie erteilt – ein Meilenstein für die Kommerzialisierung. Die Seed-Finanzierung stammt von internationalen ClimateTech-Investoren wie:
2100Ventures Climate Insiders Unruly Capital Swiss Decarbonization Alliance (SDAC) sowie von der öffentlichen Hand über das Schweizerische Bundesamt für Energie.
Journalistische Einordnung: Technologie mit Potenzial, aber kein Allheilmittel
Die Idee, bestehende Gaskraftwerke auf grünen Wasserstoff umzurüsten, klingt vielversprechend – und pragmatisch. Statt Milliarden in neue Anlagen zu investieren, könnten Betreiber ihre vorhandene Infrastruktur erhalten und zugleich den CO₂-Ausstoß drastisch senken.
Allerdings: Die technische Machbarkeit ist nur ein Teil der Gleichung. Derzeit ist grüner Wasserstoff knapp und teuer, und die dafür nötige Infrastruktur (z. B. Transportnetze) steckt in vielen Ländern – auch in der Schweiz und Deutschland – noch in den Anfängen.

Ohne massive politische Unterstützung und klare regulatorische Rahmenbedingungen könnte die H2R-Lösung in der Nische steckenbleiben.
Positiv: Crosstown setzt nicht auf disruptive Zerstörung, sondern auf Transformation durch Nachrüstung. Das ist aus Sicht von Klimaschutz und Investitionslogik sinnvoll – solange die Quelle des Wasserstoffs nachweislich CO₂-frei ist.
Fazit: Ein Baustein für die Energiewende – mit realistischem Ansatz
Crosstown H2R verfolgt einen praktischen ClimateTech-Ansatz, der sich gut in bestehende Systeme integrieren lässt. Die Innovation könnte helfen, eine CO₂-intensive Übergangszeit abzufedern, bis genug erneuerbarer Strom im Netz verfügbar ist.
Doch das Projekt steht und fällt mit der Verfügbarkeit von grünem Wasserstoff – und der Bereitschaft der Energiepolitik, diese Lösungen systemisch zu fördern.