Der Thinktank Agora Energiewende hat in einer aktuellen Studie gezeigt: Der planmäßige Ausbau von Wind- und Solarenergie kann den Börsenstrompreis bis 2030 um bis zu 23 Prozent senken – selbst dann, wenn die Stromnachfrage hinter den Erwartungen zurückbleibt.
Die Analyse, durchgeführt von Aurora Energy Research, vergleicht zwei Szenarien:
Modell 1: schwächerer Strombedarf (609 TWh) Modell 2: stärkerer Strombedarf (708 TWh)
In beiden Fällen sinkt der Börsenpreis deutlich, wenn der Ausbau erneuerbarer Energien wie im aktuellen EEG vorgesehen weiterläuft. Die jährliche Ersparnis für Verbraucher:innen liegt je nach Szenario bei 12–14 Milliarden Euro. Dem stehen rund 7–8 Milliarden Euro an staatlicher Förderung gegenüber. Laut Agora bringt jeder investierte Euro 1,60–1,90 Euro Ersparnis für Stromkund:innen – ein positiver Nettoeffekt.
Kommentar: Warum Agora recht hat – und warum das nicht reicht
Die Agora-Analyse liefert ein wichtiges Argument für den schnellen Ausbau erneuerbarer Energien – nicht nur für den Klimaschutz, sondern auch als wirtschaftlich sinnvolle Maßnahme. Der sogenannte Merit-Order-Effekt zeigt: Je mehr günstiger Wind- und Solarstrom ins Netz eingespeist wird, desto stärker werden teure fossile Kraftwerke aus dem Markt gedrängt – das senkt den Preis an der Strombörse.
Greentech Studie: Studie thematisiert nicht die realpolitischen Hürden beim Ausbau
Was die Studie dabei allerdings nicht thematisiert: Die realpolitischen Hürden beim Ausbau, vor allem langsame Genehmigungsverfahren, Fachkräftemangel und Netzausbau-Probleme. Letztere seien laut Agora zwar mittelfristig „weitgehend festgelegt“, tatsächlich aber verzögert – was den günstigen Ökostrom oft gar nicht dorthin bringt, wo er gebraucht wird.
Auch bleibt offen, wie zuverlässig die Strompreise tatsächlich sinken, wenn kurzfristige Marktverwerfungen (z. B. durch Gasknappheit, geopolitische Krisen oder CO₂-Preissteigerungen) weiterhin unvorhersehbar bleiben. Eine echte Preissicherheit für Verbraucher:innen gibt es nur mit einem integrierten Gesamtpaket aus Ausbau, Speicherung, Flexibilität und Netzoptimierung – also echtem ClimateTech.
Fazit: Die Agora-Studie unterstreicht, dass Erneuerbare Energien nicht nur ökologisch, sondern auch ökonomisch sinnvoll sind. Der politische Fokus sollte deshalb nicht auf einer Drosselung, sondern auf der Beschleunigung des Ausbaus liegen – in Verbindung mit Investitionen in Netze, Speicher und digitale Infrastruktur. Nur so können Greentech- und ClimateTech-Lösungen dauerhaft Wirkung entfalten.
Verlinkungen & weitere Infos
Agora Energiewende – Studie im Detail (PDF) Aurora Energy Research EEG 2023 – Ausbauziele laut BMWK Was ist der Merit-Order-Effekt? (UBA)