
Good news: Grünes Licht für «Grünen» Stahl: EU lässt Milliarden-Beihilfen für Thyssenkrupp für nachhaltigen Stahl-Produktion zu.
Die EU-Kommission hat deutsche Milliarden-Beihilfen zum Bau einer Großanlage für die Herstellung von klimafreundlicherem Stahl durch Thyssenkrupp genehmigt. Konkret gehe es um Unterstützung in Höhe von bis zu zwei Milliarden Euro, teilte die EU-Kommission soeben in Brüssel mit.
Was ist „Grüner Stahl“?
„Grüner Stahl“ ein aufstrebender Begriff in der Stahlindustrie, der sich auf umweltfreundliche Methoden zur Herstellung von Stahl bezog. Grüner Stahl bezieht sich auf Stahl, der unter Verwendung erneuerbarer Energiequellen hergestellt wird und bei dessen Produktion weniger CO2-Emissionen anfallen als bei herkömmlichem Stahl.
Die herkömmliche Stahlproduktion basiert auf dem Hochofenverfahren, bei dem Eisenerz mit Kohle oder Kokskohle als Reduktionsmittel in einem Hochofen geschmolzen wird. Dabei entsteht Kohlenstoffdioxid (CO2) als Nebenprodukt, das zu den hohen CO2-Emissionen der Stahlindustrie beiträgt.
Verwendung von grünem Wasserstoff als Reduktionsmittel anstelle von Kohle oder Kokskohle
Im Gegensatz dazu gibt es verschiedene Ansätze, um grünen Stahl herzustellen. Ein vielversprechender Weg ist die Verwendung von grünem Wasserstoff als Reduktionsmittel anstelle von Kohle oder Kokskohle. Grüner Wasserstoff wird durch Elektrolyse von Wasser mit erneuerbaren Energiequellen wie Wind- oder Solarenergie gewonnen, wodurch nur Wasser und keine CO2-Emissionen entstehen.
Die Herstellung von grünem Stahl kann grob in folgende Schritte unterteilt werden:
- Erzeugung von grünem Wasserstoff: Wasserstoff wird durch die Elektrolyse von Wasser mit erneuerbarer Elektrizität produziert.
- Reduktion von Eisenerz: Statt Kohle oder Kokskohle wird grüner Wasserstoff als Reduktionsmittel im Hochofen eingesetzt, um das Eisen aus dem Eisenerz zu gewinnen.
- Stahlerzeugung: Der gewonnene Rohstahl wird wie üblich weiterverarbeitet und in verschiedene Stahlerzeugnisse umgewandelt.
Grüner Stahl ist noch nicht in großem Maßstab kommerziell verfügbar und steht vor Herausforderungen hinsichtlich der Kosten und technischen Umsetzbarkeit. Die Stahlindustrie ist jedoch bestrebt, nachhaltigere Produktionsmethoden einzusetzen, um ihren CO2-Fußabdruck zu reduzieren und den Klimawandel zu bekämpfen.
«Grüner» Stahl: EU bestätigt Förderungen und Milliarden für Stah-Riese Thyssenkrupp.
UPDATE 12:01 Uhr
Die EU-Kommission hat deutsche Milliarden-Beihilfen zum Bau einer Großanlage für die Herstellung von klimafreundlicherem Stahl durch Thyssenkrupp genehmigt.
Konkret gehe es um Unterstützung in Höhe von bis zu zwei Milliarden Euro, teilte die EU-Kommission am Donnerstag in Brüssel mit. Die Hilfen sind den Angaben zufolge zweigeteilt.
Unterstützung bis zu 2 Milliarden €
Zum einen sollen mit Zuschüssen von bis zu 550 Millionen Euro Bau und Montage einer Anlage für die Stahlproduktion unterstützt werden. Anfangs soll zwar noch Erdgas für den Betrieb verwendet werden, doch das Gas soll bis 2037 vollständig durch erneuerbaren Wasserstoff ersetzt und somit klimafreundlicher werden.
Mit den restlichen bis zu 1,45 Milliarden Euro der Beihilfen soll ein Mechanismus finanziert werden, der in den ersten zehn Jahren des Betriebs der neuen Anlage Mehrkosten decken soll.
Erneuerbarem Wasserstoff anstelle von CO2-armem Wasserstoff
Konkret geht es dabei um Kosten, die bei der Beschaffung und Nutzung von erneuerbarem Wasserstoff anstelle von CO2-armem Wasserstoff anfallen würden.
Während der gesamten Lebensdauer des Vorhabens kann nach Angaben der Kommission die Freisetzung von mehr als 58 Millionen Tonnen CO2 vermieden werden. Thyssenkrupp habe sich verpflichtet, im Rahmen des Vorhabens gewonnenes Wissen aktiv an Industrie und Wissenschaft weiterzugeben.
Deutschlands größter Stahlhersteller Thyssenkrupp Steel will in Duisburg eine sogenannte Direktreduktionsanlage (DR-Anlage) zur Herstellung von «grünem» Stahl bauen.
Mit klimaneutral erzeugtem Wasserstoff betrieben
Sie soll mit klimaneutral erzeugtem Wasserstoff betrieben werden und so den Ausstoß von Treibhausgasen bei der Stahlerzeugung deutlich verringern. Das Land NRW und der Bund wollen das Projekt nach früheren Angaben mit insgesamt rund zwei Milliarden Euro fördern.
Gesamtanlage soll Ende 2026 in Betrieb gehen.
Die Gesamtanlage, zu der auch zwei sogenannte Einschmelzer gehören, soll Ende 2026 in Betrieb gehen. Es wäre dann nach früheren Angaben die größte derartige Anlage in Deutschland. Der Bau hat aber noch nicht begonnen. Für Thyssenkrupp in Duisburg arbeiten rund 13 000 Menschen.
In Deutschland wollen noch andere Stahlerzeuger solche Anlagen bauen. Die Firma Salzgitter hat bereits im April einen Förderbescheid über eine Milliarde Euro erhalten.
Update 20.07. 13:39 „Chance auf langfristige Perspektiven für Wertschöpfung“
Die Genehmigung der Milliarden-Beihilfen zum Bau einer Anlage für «grünen» Stahl in Duisburg hat aus Sicht der Landesregierung Nordrhein-Westfalen weitreichende wirtschaftliche Auswirkungen.
«Das ist eine einzigartige Chance auf langfristige Perspektiven für Wertschöpfung, internationale Wettbewerbsfähigkeit und den Erhalt guter Arbeitsplätze», erklärte Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) am Donnerstag in Düsseldorf.
Eine komplette Wertschöpfungskette, die weit in den metallverarbeitenden Mittelstand im Land reiche, werde zukunftsfähig gemacht und bleibe im Land. Auch die Anlage selbst werde von einem großen Unternehmen aus NRW errichtet. Wüst betonte, dass sich das Land mit bis zu 700 Millionen Euro am Bau der Anlage beteiligen wolle. Dies sei die größte Einzelförderung in der Geschichte des Bundeslandes.
Deutschlands größter Stahlhersteller Thyssenkrupp Steel will in Duisburg eine sogenannte Direktreduktionsanlage zur Herstellung von klimafreundlicherem Stahl bauen. Sie soll anfangs mit Erdgas und später mit klimaneutral erzeugtem Wasserstoff betrieben werden und so den Ausstoß von Treibhausgasen bei der Stahlerzeugung deutlich senken.
«Entscheidender Tag» für die Zukunft des Stahlstandorts NRW
NRW-Wirtschaftsministerin Mona Neubaur (Grüne) sprach von einem «entscheidenden Tag» für die Zukunft des Stahlstandorts NRW, für den Erhalt einer industriellen Kernbranche und für die Sicherung Zehntausender Arbeitsplätze. «Konzern und Arbeitnehmerseite sind nun in der Lage, die klimaneutrale Transformation ihrer Produktion mit Hochdruck vorantreiben zu können.»
ThyssenKrupp Steel könne damit schon zeitnah den CO2-Ausstoß der Produktion um knapp 20 Prozent senken. «Das entspricht bereits 8 Prozent der Treibhausgasemissionen der gesamten NRW-Industrie.» Zugleich werde der Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft forciert. Das Vorhaben werde damit ein «industriepolitischer Meilenstein» für NRW auf dem Weg zur ersten klimaneutralen Industrieregion Europas.

Update 20.07.23 16:46 Beihilfen für Anlagenbau und Wasserstoffbeschaffung
Grüner Wasserstoff: Mehrkosten deckeln
Mit den restlichen bis zu 1,45 Milliarden Euro der Beihilfen soll ein Mechanismus finanziert werden, der in den ersten zehn Jahren des Betriebs der neuen Anlage Mehrkosten decken soll. Konkret geht es dabei um Kosten, die bei der Beschaffung und Nutzung von erneuerbarem Wasserstoff anstelle von CO2-arm produziertem Wasserstoff anfallen würden.
Große Mengen Wasserstoff für Betrieb nötig: 4,8 Terawattstunden
Wird die neue Anlage mit Wasserstoff betrieben, rechnet Thyssenkrupp mit einem jährlichen Verbrauch von 143.000 Tonnen nur durch diese Anlage. Diese Menge hat umgerechnet einen Energiegehalt von knapp 4,8 Terawattstunden.
Zum Vergleich: Aktuell werden in Deutschland pro Jahr rund 55 Terawattstunden Wasserstoff verbraucht, der vor allem aus Erdgas hergestellt wird. Die Bundesregierung rechnet in den kommenden Jahren mit einem stark steigenden Wasserstoffbedarf. Er soll vor allem mit Hilfe von erneuerbarem Strom aus Wasser hergestellt werden.
Greentech Wasserstoff Verbrauch aktuell in Deutschland pro Jahr 55 Terawattstunden
Thyssenkrupp selbst will das Gas für seine neue Anlage von mehreren Lieferanten beziehen. Bereits seit mehreren Jahren arbeite man am Aufbau einer Lieferinfrastruktur, hieß es. Bis 2027 soll das Werk an ein überregionales Wasserstoffnetz angeschlossen sein.