Jüterbog
Machtlos gegen das Feuer? Waldbrand kann noch Tage dauern
Das betroffene Gebiet umfasst laut Feuerwehr eine Fläche von rund 150 Hektar. Zum Vergleich: Die Parkfläche von Sanssouci in Potsdam hat rund 300 Hektar, der Berliner Mauerpark ist etwa 15 Hektar groß.
«Der Brand ist zu weit weg, um mit unseren Wasserwerfern was zu erreichen», sagte Walentin. Wegen der Explosionsgefahr auf dem Gelände können die Feuerwehrleute nur von sicheren Wegen aus löschen. An einigen Flanken habe das Feuer aufgehalten werden können, sagte Walentin am Sonntagmittag.
Flugzeuge, Hubschrauber oder Löschpanzer seien derzeit nicht angefordert, sagte die Leiterin des Ordnungsamtes Jüterbog, Christiane Lindner-Klopsch. Die Lage sei dynamisch, das könne sich auch noch ändern. Die Zahl der am Sonntag bislang eingesetzten Feuerwehrleute gab sie mit «unter 50» an.
Zudem musste die Feuerwehr Jüterbog am Sonntag auch noch zu Nachlöscharbeiten wegen eines anderen Waldbrandes im Forst Zinna ausrücken. Es seien rund 4 Hektar betroffen, sagte Stadtbrandmeister Walentin. Er vermutet Brandstiftung. Von einem Fahrradweg aus habe es links und rechts immer wieder gebrannt. Menschliches Handeln verursacht nach Angaben des brandenburgischen Umweltministeriums mehr als 90 Prozent aller Waldbrände.
Am Donnerstag und Freitag hatten Flugzeuge immer wieder tausende Liter Wasser über das Waldbrand-Gebiet abgeworfen. Das ist in Deutschland Neuland, da bislang vor allem Hubschrauber der Bundeswehr und Bundespolizei mit Löschbehältern bei großen Feuern im Einsatz sind.
Für das in Sachsen-Anhalt stationierte Löschflugzeug «Florian Harz 25» war es der erste Einsatz, da die Maschine erst seit April im Landkreis Harz bereitsteht. «Mit Löschflugzeugen hatten wir nicht mehr den gewünschten Effekt, er war nicht massiv genug», so der Jüterboger Einsatzleiter Walentin. Man hätte noch mehr Flugzeuge gebraucht.
Die betroffene Waldbrandfläche gehört zu einem großen Areal im Eigentum der Stiftung Naturlandschaften Brandenburg. Sie sichert ehemalige Truppenübungsplätze für den Naturschutz. Der Geschäftsführer der Stiftung Naturlandschaften, Andreas Meißner, sagte der dpa, betroffen sei das «Herzstück» der Wildnisfläche.
Brandenburg gilt wegen sandiger Böden mit viel Kiefernwald, der schnell austrocknet, als besonders anfällig für Brände. Kein anderes Bundesland ist außerdem so stark mit Kampfmitteln belastet. Die Altlasten verrotten seit Jahrzehnten im Boden, bleiben aber gefährlich. Phosphormunition etwa gilt als leicht entflammbar.
«Wenn die munitionsverseuchten Wälder in unserer Region nicht beräumt werden, wird es immer wieder zu Waldbränden kommen, weil sich die alte Munition, die im Boden liegt, selbst entzündet», sagte der CDU-Landespolitiker Danny Eichelbaum, der auch Vorsitzender der Stadtverordnungsversammlung Jüterbog ist. Er forderte am Sonntag, der Bund solle ein Konzept für die Kampfmittel-Räumung vorlegen und mehr Geld bereitstellen.
Stadtbrandmeister Walentin blickt mit Sorge auf die bevorstehenden Monate: «Der Sommer geht erst richtig los. Erschreckend, wenn man überlegt, was da noch kommen könnte.» Der Waldexperte und Professor an der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde, Pierre Ibisch, geht davon aus, dass mit dem Klimawandel das Brandrisiko steigt. Im vergangenen Jahr hatte es mehr als 500 Brände in Brandenburg gegeben – so viele wie seit Jahren nicht.