MobiliTec | Interview mit Henning Kagermann:

Bei der MobiliTec sprach TechFieber mit Henning Kagermann, dem Vorsitzenden der Nationalen Plattform Elektromobilität (NPE), über hohe Erwartungen und enttäuschende Verkaufszahlen bei Elektro-Autos, die Rolle deutscher Hersteller sowie die „Schaufenster“ der Elektromobilität.

Herr Kagermann, Sie sprachen in Ihrer Eröffnungskeynote zur MobiliTec von 8500 Elektroautos, die bislang auf deutschen Straßen rollen, bis 2020 soll es schon eine Million sein. Das wird knapp, oder?

Wir befinden uns derzeit in der Marktvorbereitungsphase, die noch bis Ende 2014 läuft. In dieser Phase müssen wir uns insbesondere gut bei den Themen Forschung und Entwicklung, Ausbildung und Qualifizierung sowie Normung und Standardisierung aufstellen.

Gute Startbedingungen sind in dieser Phase entscheidend, nicht ein paar hundert verkaufte E-Autos mehr oder weniger. Strohfeuer im Sinne einer verfrühten Absatzförderung machen deshalb wenig Sinn. Der Aufwuchs der verkauften Autos gewinnt in der Hochlaufphase bis Ende 2017 an Bedeutung.

Welche Rolle spielen deutsche Aut0bauer?

Die Automobilhersteller hierzulande haben bis zum Ende der Marktvorbereitungsphase 15 neue elektrifizierte Fahrzeugmodelle angekündigt. Ein Großteil davon wird bereits Ende 2013 bei den Händlern stehen. Wenn im Durchschnitt jedes Fahrzeugmodell 6000 Mal in Deutschland verkauft wird, würden wir Ende 2014 bereits knapp 100.000 Elektrofahrzeuge zählen. Da der Marktaufbau exponentiell und nicht linear verläuft, bleibt die eine Million auch nach heutigem Kenntnisstand ein realistisches, erreichbares Ziel.

Sie sprechen von sechs Bereichen, die zusammenwirken müssen, damit die Elektromobilität vorankommt. Was bedeutet das genau?

Neben Automobilherstellern und Energieversorgern arbeiten Unternehmen weiterer Branchen in und außerhalb der NPE eng zusammen. Dazu zählen Unternehmen des Maschinen- und Anlagenbaus, der Elektrotechnik und Elektronik, Chemie, Metallindustrie und Metallverarbeitung, Informations- und Kommunikationstechnologien sowie Textil. Viele von ihnen sind auch auf der MobiliTec vertreten und dokumentieren den Fortschritt, den wir in den letzten drei Jahren erreicht haben.

Wann werden die „Schaufenster“ der Elektromobilität endlich sichtbar – auf technischer wie auf finanzieller Ebene?

2012 wurden aus 23 Bewerbern die vier Schaufenster Berlin-Brandenburg, Baden-Württemberg, Niedersachsen und Bayern/Sachsen ausgewählt. Die Schaufenster sind nun im Aufbau – ich hoffe, wir kommen da zügig voran. Die Koordination in und zwischen den Schaufenstern sowie mit den Bundesressorts läuft bereits sehr gut. Die Sichtbarkeit wird nun mit Aufbau der Schaufenster sukzessive erhöht. Erst kürzlich ist zum Beispiel die Seite www.schaufenster-elektromobilitaet.org online gegangen. Ich gehe davon aus, dass Ende des Jahres alle Projekte der Schaufenster laufen und 2014 vollends sichtbar sein werden.

Welche Erwartungen haben Sie an das diesjährige Forum MobiliTec?

Der Zuwachs der MobiliTec – 65 Prozent mehr Aussteller als noch vor drei Jahren – zeigt das große Interesse am Thema Elektromobilität. Damit hat sich die MobiliTec zu einem wichtigen Branchentreff entwickelt. Das Thema der gesamten Hannover Messe – „Integrated Industry“ – ist die DNA der MobiliTec und das Forum MobiliTec ist ein wichtiger Treffpunkt der verschiedenen Branchen und Akteure.

Hier können Fortschritte präsentiert, Kooperationen geschlossen und neue Ideen entwickelt werden. Das Thema Elektromobilität lebt genau von diesem lebendigen, branchenübergreifenden Austausch. Die Elektromobilität ist erwachsen geworden, die Aufbruchsstimmung hat sich in einer Phase der konzentrierten Arbeit verstetigt – das zeigt auch die Mobilitec, die sich als anerkannter Baustein der Messe etabliert hat.

Foto: Eric Vazzoler, MomentiMedia/Zeitenspiegel